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Nachrichten über die Feuerwehr Scheinfeld setzen erst wieder mit dem Jahr 1924 ein. Damals schrieb die Leitung der Feuerwehr zahlreiche Bittbriefe an die Stadt, damit neue Schläuche und Uniformen angeschafft werden. Dramatisch unterstützt wurden diese Bemühungen durch mehrere Wohnhaus- und Scheunenbrände im Jahre 1925, die die Notwendigkeit einer ausreichenden Ausrüstung deutlich machten. Eine Überprüfung der Gerätschaften im Januar 1926 brachte ein unbefriedigendes Ergebnis: Die große Leiter war in ihrer Funktionsbereitschaft eingeschränkt und die Pfarrscheune war durch Stroh und anderen Unrat verschmutzt. Weiterhin war die Pfarrscheune im Laufe der Jahre zu klein geworden. Daraufhin gab man am 19. Mai 1927 das Gebäude auf und zog in die Scheune des Schwabschen Hauses um. Sie war als Provisorium gedacht und sollte nur so lange benutzt werden, bis ein vom 18. Juli 1927 datierter Plan für ein neues Feuerwehrgerätehaus (4,5 x 9 Meter) an der Hauptstraße errichtet wurde. Das neue Gerätehaus wurde der Wehr 1928 übergeben. Seit dem Jahre 1926 wurde ein Protokollbuch bei der Freiwilligen Feuerwehr Scheinfeld geführt, das die wichtigsten, die Feuerwehr betreffenden Ereignisse festhält und somit eine wertvolle Quelle über die weitere Entwicklung darstellt. Die Eintragungen beginnen mit der Generalversammlung vom 7. Januar 1926, auf der man Johann Walter zum Vorstand und Karl Lax zum Kommandanten wählte. Im gleichen Monat kam die Feuerwehrführung der Aufforderung des Bezirksamtes nach und legte für alle Feuerwehrleute eine Grundliste an, die ihren jeweiligen Namen, Stand, Geburtsdatum und Wohnung enthielt. Nach dem Jahresbericht für 1926 wurde auch ein Armaturen-, Inventar- und Dienstbuch angelegt. Nach diesen Informationen ist zu vermuten, dass mit dem Jahr 1926 die Feuerwehr Scheinfeld, die damals 134 Mitglieder zählte, einen organisatorischen Neuanfang gemacht hat.

Ende der 20er Jahre begann die Feuerwehrführung und der Stadtrat mit der technischen Erneuerung der Scheinfelder Feuerwehr. Anstelle von Pferdefuhrwerken wurde nun das Postauto als Transportmittel für die Feuerwehrleute für Einsätze außerhalb der Stadt eingesetzt. An das Postauto wurde auch die Feuerlöschmaschine bei Einsätzen angehängt. Die Kosten für den gesamten Transport übernahm die Stadt. Dank dieser erheblich rascheren Beförderungsart, konnte im Dezember 1927 eine Scheune in Oberscheinfeld gerettet werden. 1928 wurde eine Motorspritze mit einer Leistung von 600 l/min angeschafft. Im selben Jahr konnte in Scheinfeld eine Sirene für die schnellere Alarmierung installiert werden. 1932 erhielt die Feuerwehr auf Anforderung einen Rettungssack. Im November 1933 beschloss die Vorstandschaft die Anschaffung einer 2rädrigen Paul-Ludwig-Motorspritze mit einer Leistung von 800 l/min. Von den Kosten die sich auf 3.000,- Mark beliefen, hatte die Feuerwehr einen Anteil von 60 Prozent und die Stadt einen Anteil von 40 Prozent zu tragen. 1934 kam diese Motorspritze zum Einsatz. Eine entscheidende Verbesserung des Brandschutzes war der Bau einer neuen Wasserleitung mit feuertechnischen Einrichtungen in Scheinfeld im Jahr 1933. Ab April 1930 konnte der Pflichtfeuerwehrdienst durch eine Feuerschutzabgabe abgegolten werden. Im Mai 1930 wurde dann in Scheinfeld die probeweise Entbindung der bisherigen Pflichtfeuerwehr von Übungen durchgeführt; ihre Mitglieder entrichteten eine jährliche Abgabe. Am 20. September 1934 beschloss der Stadtrat eine allgemeine Feuerschutzabgabe zur Unterhaltung der Freiwilligen Feuerwehr ab dem 1. April 1935.

Zwei vom Bayerischen Landesfeuerwehrverband entworfene Brandberichte haben sich ausgefüllt im Scheinfelder Stadtarchiv wiedergefunden: Am 11. Dezember 1928 um 1.00 Uhr nachts brannten die Scheune, die sich darin befindliche Werkstatt, sowie das Wohnhaus des Zimmerermeisters Johann Hautsch. Die Ortsfeuerwehr war mit 72 freiwilligen und 38 Pflichtfeuerwehrleuten schnell am Brandort. Die Scheinfelder Wehr setzte während des Einsatzes 3 Saug- und eine Motorspritze ein. Ebenfalls alarmierte auswärtige Feuerwehren mussten nicht mehr eingreifen. Nach einer guten Stunde war der Brand gelöscht. Es konnte aber nur das Wohnhaus erhalten werden. Am Morgen des 5. November 1931 brannte das Wohnhaus und der angebaute Ziegenstall des Tagelöhners Michael Knöchlein. Wie sich rasch herausstellte, handelte es sich um eine vorsätzliche Brandstiftung seitens des Besitzers. 86 Feuerwehrleute der FF Scheinfeld waren am Brandort. Während zweistündigen Einsatzes wurde die mechanische Leiter sowie je eine Motor-, Saug- und Druckspritze und vier Strahlrohre eingesetzt.

Was die Grundausstattung der neugegründeten Feuerwehr betraf, so konnte man nur auf zwei Feuerlöschmaschinen ältester Konstruktion (Kasten ohne Saugapparat) und auf eine zweirädrige Maschine zurückgreifen, außerdem auf einige Leitern und Hacken, die aber sämtlich veraltet waren. Da die erforderlichen Ausgaben weder durch die Gemeindekasse noch durch Spenden des Fürsten von Schwarzenberg noch durch eine außergewöhnliche Spende der Bewohner von Scheinfeld aufgebracht werden konnten, musste der Magistrat auf „Betteltour“ gehen. Während die München-Aachener einen Zuschuss ablehnte, gewährte die Feuerversicherungsanstalt der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank einen zweckgebundenen Betrag von 50 Gulden für den Erwerb von Löschgeräten. Daraufhin beauftragte der Magistrat den Vorsitzenden des Turnvereins, Nagelschmiedmeister Doerschner, mit der Sammlung von freiwilligen Spenden unter den Bewohnern. Dieser Versuch, die Kosten decken zu können, scheint nicht zur Zufriedenheit des Stadtrates ausgefallen zu sein, da in der Stadtratssitzung vom 24. November der Beschluss gefasst wurde, von jedem neuaufgenommenen Gemeindebürger, je nach seinen finanziellen Verhältnissen, bis zu 3 Gulden als Sonderabgabe zur Finanzierung von Feuerlöschgeräten zu verlangen. Aber auch dieser Anlauf dürfte bereits im Ansatz gescheitert sein, da ein Bleistifteintrag am Rande eines Protokolls mitteilt, dass der Beschluss nicht aufrechtzuerhalten war, da die Anschaffung von Feuerlöschrequisiten zu den allgemeinen Pflichten der Gemeinden gehöre.