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Kapitel 1
Die Gründungsgeschichte der Freiwilligen Feuerwehr

Ausgelöst durch die große Hamburger Brandkatastrophe von 1842, bei der große Teile der Innenstadt vollständig niedergebrannt und die technischen Mängel des bisherigen Feuerlöschwesens offenbar geworden waren, begann in Deutschland die große Gründungswelle von Freiwilligen Feuerwehren. Die erste von ihnen wurde 1846 durch Carl Metz in Durlach bei Karlsruhe aus Turnern, die für die Steigerdienste an den Leitern die notwendige körperliche Konstitution besaßen, gegründet. Allerdings war die Teilnahme an diesem Pompier-Corps nicht freiwillig, sondern die eventuelle Aufnahme durch den Gemeinderat verpflichtend! Als bei einem Theaterbrand im Jahre 1847 in Karlsruhe die dortigen herkömmlichen Feuerschutzeinrichtungen versagten und das Durlacher Pompier-Corps sich glänzend bewährte, wurde noch im gleichen Jahr durch Carl Metz auch in Karlsruhe eine Feuerwehr gegründet. Für sie wurde erstmals die Bezeichnung „Freiwillige Feuerwehr“ verwendet, da sie im Gegensatz zum Pompier-Corps auf freiwilliger Basis beruhte. Im gleichen Jahr wurden Feuerwehren in Rastatt, Hechingen, Großenhain/Sachsen und Leipzig gegründet. Mit Dietrich Magirus muss - neben Carl Metz - ein zweiter Gründungsvater des Feuerwehrwesens genannt werden. Er gründete 1847 in Ulm eine schlagkräftige Feuerwehr.

Darüber hinaus verfasste er das grundsätzliche Werk „Das Feuerlöschwesen in allen seinen Teilen“, Ulm 1877. Beide, Metz wie Magirus, beteiligten sich erfolgreich an der Entwicklung von Feuerlöschgeräten. Weitere Feuerwehrgründungen - meist waren dabei Turnvereine die Initiatoren - folgten nun schnell, wobei die Teilnehmerzahl an den Deutschen Feuerwehrtagen ein Indikator sein mag: Waren es am ersten Feuerwehrtag in Plochingen am Neckar (1853) gerade 10 Feuerwehren, so nahmen am sechsten Feuerwehrtag in Augsburg (1862) schon 141 Feuerwehren teil. Am 2. September 1855 wurde der Verein Deutscher Feuerwehrmänner gegründet, der Vorläufer des späteren Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV). Auf dem Augsburger Feuerwehrtag von 1862 beschloss man den Zusammenschluss der Freiwilligen Feuerwehren in Landes- und Provinzialfeuerwehrverbände. Aber erst 1868 konstituierte sich in Gunzenhausen der Bayerische Landes-Feuerwehrverband. Betrachtet man die Zahl der einzelnen Gründungen in den süddeutschen Staaten zwischen 1855 und 1876, so lag bis 1865 das Schwergewicht eindeutig in Baden und Württemberg, während in Bayern erst nach 1865, dann aber vehement, die Gründungswelle einsetzte. Dies lag an einer kräftigen Förderung von Neugründungen durch die bayerische Landesregierung, die ihre Bezirksämter wiederholt aufforderte, die Gemeinden zur Gründung einer Feuerwehr zu bewegen. Dies belegt nachfolgender Auszug aus dem Lehrbuch des bayerischen Verwaltungsrechts von Joseph Pözl: Nach der bayerischen Gemeindeordnung vom 29. April 1869 gehörte zu den Verpflichtungen aller Gemeinden die Herstellung und Unterhaltung (...) der erforderlichen Feuerlöschanstalten und Löschgeräte. Dem Bürgermeister oblag die Führung und Bewahrung (...) des Inventars über alles bewegliche Vermögen der Gemeinde, der Feuerlöschgerätschaften und dergleichen. Da die Handhabung der Ortspolizei dem Bürgermeister allein übertragen worden war, hatte er in diesem Zusammenhang auch besonders auf die Feuerbeschau und Feuerlöschanstalten zu achten. Die Aufgabe der Organisation des Feuerschutzes lag in der Verwirklichung des gemeindlichen Zweckes überhaupt begründet. Dazu musste jede Gemeinde die entsprechende Zahl von Feuerspritzen und sonstigen Löschgeräten (Feuereimer, Haken, Leitern u.a.) anschaffen und im Stand erhalten. (...) Durch die lokale Feuerordnung sollen Personen, welche im Falle eines Brandes Dienst zu leisten haben, genau bestimmt und schon vorher organisiert sein, damit jeder Einzelne von Anfang an den Sammelplatz und die ihm zugewiesene Aufgabe genau kenne (...) Welche Anordnungen notwendig seien, um einen ausgebrochenen Brand zu dämpfen und dessen Weiterverbreitung zu hemmen, hängt von den Umständen des einzelnen Falles ab; Einheit des Planes und Energie bei der Ausführung sind jedenfalls Haupterfordernisse für den leitenden Beamten. Jedenfalls ist die Polizei berechtigt, bei drohender oder bereits eingetretener Feuersgefahr jeden zur Hilfe- und Dienstleistung beizuziehen, der solchen zu leisten im Stande ist. Die Rettung der etwa gefährdeten Personen und ihrer Habe, und die sichere Bewahrung derselben gehört selbstverständlich ebenfalls zu den dringendsten Obliegenheiten des Feuercommissärs. Gleichzeitig ist die Ursache des Brandes zu ermitteln und die Größe des eingetretenen Schadens zu konstatieren. Auffällig ist, dass ein Gemeindebeamter - kein leitender Feuerwehrmann - die Leitung eines Brandeinsatzes innehatte.

Bemühungen Scheinfelder Bürger, in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts das Feuerlöschwesen in ihrer kleinen Stadt zu reorganisieren und auf den modernsten Stand zu bringen, wurden besonders vom dortigen Turnverein getragen. Bereits am 31. Mai 1862 hatte das Anzeigeblatt für die königlichen Gerichtsbezirke Markt Bibart, Scheinfeld und Umgebung eine Regierungsbekanntmachung abgedruckt, wonach aufgrund eines Regierungsbeschlusses vom 19. Mai 1862 alle Gemeindevorsteher aufgefordert wurden, in ihrer Gemeinde eine Dorffeuerwehr zu gründen. Im März 1863 berichtet dasselbe Anzeigeblatt von der Absicht des Turnvereins, sich in eine Turner-Feuerwehr umzuwandeln. Diese Veränderung ging keinesfalls zügig vonstatten, denn am 30. Juli 1864 lud der Scheinfelder Turnverein abermals zu einer allgemeinen Versammlung mit dem Thema ein (Anzeigeblatt von 1864): „Beratung, die Gründung einer Feuerwehr betr. Die Beratung ist eine öffentliche und es sind auch Nichtmitglieder, welche sich für diese nützliche und zeitgemäße Sache interessieren, höflichst zur Beteiligung eingeladen.“ Jedoch erst eine Zusammenkunft im März 1869 führte zu dem gewünschten Ergebnis der Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr. In einem Brief vom 12. März 1869 berichtete der Turnverein dem Stadtmagistrat über eine diesbezügliche informelle Zusammenkunft.


In den letztvergangenen Jahren wurden bekanntlich in Bayern so viele Feuerwehren gegründet, dass kaum ein Ort mehr von der Größe und Bedeutung Scheinfelds vorhanden ist, wo nicht schon eine Feuerwehr besteht. Ja, es sind sogar auf Veranlassung einer Kammerdebatte die Namen der Städte und Märkte in Zeitungen öffentlich gerügt, in denen noch keine Feuerwehren bestehen, von welcher Rüge sich jedoch in unserer nächsten Nähe kürzlich Langenzenn, Schlüsselfeld, Burghaslach (wo die Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr eben jetzt betrieben wird) befinden. Es sollen hier nicht größere Städte wie Neustadt, Uffenheim, Windsheim als Beispiele angeführt werden, auch an viel kleineren Orten wie die zuerst genannten sowie in Ochsenfurt, Wiesentheid und Gerolzhofen bestehen bereits Freiwillige Feuerwehren und werden von den betreffenden Gemeinden aufs kräftigste unterstützt, so dass z.B. in Gerolzhofen der dortige Magistrat bereitwillig 1500 Gulden für die Feuerwehr bewilligte.

Ist es unter solchen Verhältnissen nicht eine Ehrensache für Scheinfeld, nun endlich auch in dieser Sache vorzugehen? Hier am Sitze mehrerer königlicher Behörden und Staatsgebäuden bei Feuersgefahr allen den Schutz angedeihen zu lassen, den dieselben auch an den anderen Landgerichts- und Bezirksamtssitzen, wo fast ohne Ausnahme überall Feuerwehren bestehen, genießen und den diese Institute gewähren. Überdies wird sich ein wohllöblicher Magistrat der Ansicht nicht verschließen können, dass eine Reorganisation des hiesigen Löschwesens geboten erscheint, da dasselbe aus den Zeiten unserer Väter stammend den Anforderungen der Jetztzeit keineswegs mehr zu entsprechen vermag.

In Berücksichtigung der erwähnten Tatsachen sowie dem Wunsch mehrerer hiesiger Bürger entsprechend, hat der hiesige Turnverein die Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr wiederholt angeregt. Dieser veranlasst zu diesem Zwecke eine ziemlich besuchte Versammlung hiesiger Einwohner, in der die Frage, nachdem allgemein die Nützlichkeit und das Zeitgemäße der Feuerwehr anerkannt wurde, ob es möglich ist hier eine lebensfähige Feuerwehr zu errichten, d.h. ob wir die nötigen Kräfte hierzu gewinnen würden und ob die nötigen Mittel hierzu aufgebracht werden können, besprochen wurden. Die erste Frage, ob wir die nötigen Kräfte haben, ist bejahend dadurch beantwortet, dass sich durch Unterschriften ca. 18 Tauglicher zu Steigern und Schlauchführern angeboten haben. Zum anderen arbeiten als Spritzenleute und Ausräumer eine weit größere Anzahl als unterzeichnet haben. Als gastige Mitglieder, welche durch Beiträge die Sache unterstützen, haben sich ebenfalls schon mehrere Persönlichkeiten angemeldet und es ist mit Sicherheit zu erwarten, dass weitere Beitritte erfolgen. Ehe man den zweiten Teil der Frage beantworten konnte, musste man sich fragen: Was ist das Notwendigste und Unentbehrlichste für die hiesigen Verhältnisse und was würde dieses anzuschaffen kosten. Man nimmt für die hiesigen Lokalverhältnisse 18-20 Steiger und Schlauchführer für ausreichend an, würde man auch mit 12 Ausrüstungen ausstatten könne, die per Ausrüstung zu 8 Gulden gerechnet ca. 100 Gulden kosten würden. Für Anschaffung der weiteren notwendigsten Geräte würden dann weitere 100 Gulden nötig sein, so historischen
Aufzeichnungen zu entnehmen. Die aufzubringenden notwendigen 200 Gulden sollten durch die Stadt, durch den Fürsten von Schwarzenberg und durch Spenden von der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank, sowie der München-Aachener Mobiliarfeuerversicherungsgesellschaft aufgebracht werden. Mit dem Ausdruck des festen Vertrauens auf die Hilfe der Stadt endete der Brief.

In dem Schreiben wird das langjährige Bemühen von Teilen der Bürgerschaft deutlich, auch in Scheinfeld, wie in der engeren und weiteren Umgebung bereits geschehen, eine Freiwillige Feuerwehr zu errichten. Die Bereitschaft der Bürger, aktiv den Feuerwehrdienst auszuüben, musste aber vom städtischen Magistrat durch den Kauf von Löschgeräten unterstützt werden. Gerade daran mangelte es aber in der Folgezeit häufig. Der städtische Magistrat nahm die Initiative des Turnvereins auf und schrieb sowohl an die Versicherung wie an die Bank. Dass die Scheinfelder Bemühungen um eine Feuerwehr nicht isoliert und als ein Sonderfall betrachtet werden dürfen, zeigten schon die zahlreichen Hinweise auf ähnliche Feuerwehrgründungen in der Umgebung. Die rechtliche Grundlage der allgemeinen Neuorganisierung des Feuerlöschwesens wurde in dem Schreiben an die Generalagentur der München-Aachener Mobiliarfeuerversicherungsgesellschaft vom 19. Juni desselben Jahres deutlich: Die bisher geltende bayerische Feuerverordnung vom 30. März 1791 war außer Kraft gesetzt worden, an deren Stelle nun der Aufbau eines engen Netzes von Freiwillige Feuerwehren treten sollte, von welchen bei Feuersgefahr die Löschung und Rettung nach bestimmtem Plan und System mit neuen technischen erprobten Hilfsmitteln besorgt werden. Dieser Schritt war in Scheinfeld zum Zeitpunkt des Schreibens bereits vollzogen, so dass der offizielle Gründungsakt entweder bereits am 12. März, was der betreffende Brief nicht ausdrücklich mitteilt, oder spätestens bis Mitte Juni 1869 stattgefunden hatte.


Nachrichten über die Feuerwehr Scheinfeld setzen erst wieder mit dem Jahr 1924 ein. Damals schrieb die Leitung der Feuerwehr zahlreiche Bittbriefe an die Stadt, damit neue Schläuche und Uniformen angeschafft werden. Dramatisch unterstützt wurden diese Bemühungen durch mehrere Wohnhaus- und Scheunenbrände im Jahre 1925, die die Notwendigkeit einer ausreichenden Ausrüstung deutlich machten. Eine Überprüfung der Gerätschaften im Januar 1926 brachte ein unbefriedigendes Ergebnis: Die große Leiter war in ihrer Funktionsbereitschaft eingeschränkt und die Pfarrscheune war durch Stroh und anderen Unrat verschmutzt. Weiterhin war die Pfarrscheune im Laufe der Jahre zu klein geworden. Daraufhin gab man am 19. Mai 1927 das Gebäude auf und zog in die Scheune des Schwabschen Hauses um. Sie war als Provisorium gedacht und sollte nur so lange benutzt werden, bis ein vom 18. Juli 1927 datierter Plan für ein neues Feuerwehrgerätehaus (4,5 x 9 Meter) an der Hauptstraße errichtet wurde. Das neue Gerätehaus wurde der Wehr 1928 übergeben. Seit dem Jahre 1926 wurde ein Protokollbuch bei der Freiwilligen Feuerwehr Scheinfeld geführt, das die wichtigsten, die Feuerwehr betreffenden Ereignisse festhält und somit eine wertvolle Quelle über die weitere Entwicklung darstellt. Die Eintragungen beginnen mit der Generalversammlung vom 7. Januar 1926, auf der man Johann Walter zum Vorstand und Karl Lax zum Kommandanten wählte. Im gleichen Monat kam die Feuerwehrführung der Aufforderung des Bezirksamtes nach und legte für alle Feuerwehrleute eine Grundliste an, die ihren jeweiligen Namen, Stand, Geburtsdatum und Wohnung enthielt. Nach dem Jahresbericht für 1926 wurde auch ein Armaturen-, Inventar- und Dienstbuch angelegt. Nach diesen Informationen ist zu vermuten, dass mit dem Jahr 1926 die Feuerwehr Scheinfeld, die damals 134 Mitglieder zählte, einen organisatorischen Neuanfang gemacht hat.

Ende der 20er Jahre begann die Feuerwehrführung und der Stadtrat mit der technischen Erneuerung der Scheinfelder Feuerwehr. Anstelle von Pferdefuhrwerken wurde nun das Postauto als Transportmittel für die Feuerwehrleute für Einsätze außerhalb der Stadt eingesetzt. An das Postauto wurde auch die Feuerlöschmaschine bei Einsätzen angehängt. Die Kosten für den gesamten Transport übernahm die Stadt. Dank dieser erheblich rascheren Beförderungsart, konnte im Dezember 1927 eine Scheune in Oberscheinfeld gerettet werden. 1928 wurde eine Motorspritze mit einer Leistung von 600 l/min angeschafft. Im selben Jahr konnte in Scheinfeld eine Sirene für die schnellere Alarmierung installiert werden. 1932 erhielt die Feuerwehr auf Anforderung einen Rettungssack. Im November 1933 beschloss die Vorstandschaft die Anschaffung einer 2rädrigen Paul-Ludwig-Motorspritze mit einer Leistung von 800 l/min. Von den Kosten die sich auf 3.000,- Mark beliefen, hatte die Feuerwehr einen Anteil von 60 Prozent und die Stadt einen Anteil von 40 Prozent zu tragen. 1934 kam diese Motorspritze zum Einsatz. Eine entscheidende Verbesserung des Brandschutzes war der Bau einer neuen Wasserleitung mit feuertechnischen Einrichtungen in Scheinfeld im Jahr 1933. Ab April 1930 konnte der Pflichtfeuerwehrdienst durch eine Feuerschutzabgabe abgegolten werden. Im Mai 1930 wurde dann in Scheinfeld die probeweise Entbindung der bisherigen Pflichtfeuerwehr von Übungen durchgeführt; ihre Mitglieder entrichteten eine jährliche Abgabe. Am 20. September 1934 beschloss der Stadtrat eine allgemeine Feuerschutzabgabe zur Unterhaltung der Freiwilligen Feuerwehr ab dem 1. April 1935.

Zwei vom Bayerischen Landesfeuerwehrverband entworfene Brandberichte haben sich ausgefüllt im Scheinfelder Stadtarchiv wiedergefunden: Am 11. Dezember 1928 um 1.00 Uhr nachts brannten die Scheune, die sich darin befindliche Werkstatt, sowie das Wohnhaus des Zimmerermeisters Johann Hautsch. Die Ortsfeuerwehr war mit 72 freiwilligen und 38 Pflichtfeuerwehrleuten schnell am Brandort. Die Scheinfelder Wehr setzte während des Einsatzes 3 Saug- und eine Motorspritze ein. Ebenfalls alarmierte auswärtige Feuerwehren mussten nicht mehr eingreifen. Nach einer guten Stunde war der Brand gelöscht. Es konnte aber nur das Wohnhaus erhalten werden. Am Morgen des 5. November 1931 brannte das Wohnhaus und der angebaute Ziegenstall des Tagelöhners Michael Knöchlein. Wie sich rasch herausstellte, handelte es sich um eine vorsätzliche Brandstiftung seitens des Besitzers. 86 Feuerwehrleute der FF Scheinfeld waren am Brandort. Während zweistündigen Einsatzes wurde die mechanische Leiter sowie je eine Motor-, Saug- und Druckspritze und vier Strahlrohre eingesetzt.

Was die Grundausstattung der neugegründeten Feuerwehr betraf, so konnte man nur auf zwei Feuerlöschmaschinen ältester Konstruktion (Kasten ohne Saugapparat) und auf eine zweirädrige Maschine zurückgreifen, außerdem auf einige Leitern und Hacken, die aber sämtlich veraltet waren. Da die erforderlichen Ausgaben weder durch die Gemeindekasse noch durch Spenden des Fürsten von Schwarzenberg noch durch eine außergewöhnliche Spende der Bewohner von Scheinfeld aufgebracht werden konnten, musste der Magistrat auf „Betteltour“ gehen. Während die München-Aachener einen Zuschuss ablehnte, gewährte die Feuerversicherungsanstalt der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank einen zweckgebundenen Betrag von 50 Gulden für den Erwerb von Löschgeräten. Daraufhin beauftragte der Magistrat den Vorsitzenden des Turnvereins, Nagelschmiedmeister Doerschner, mit der Sammlung von freiwilligen Spenden unter den Bewohnern. Dieser Versuch, die Kosten decken zu können, scheint nicht zur Zufriedenheit des Stadtrates ausgefallen zu sein, da in der Stadtratssitzung vom 24. November der Beschluss gefasst wurde, von jedem neuaufgenommenen Gemeindebürger, je nach seinen finanziellen Verhältnissen, bis zu 3 Gulden als Sonderabgabe zur Finanzierung von Feuerlöschgeräten zu verlangen. Aber auch dieser Anlauf dürfte bereits im Ansatz gescheitert sein, da ein Bleistifteintrag am Rande eines Protokolls mitteilt, dass der Beschluss nicht aufrechtzuerhalten war, da die Anschaffung von Feuerlöschrequisiten zu den allgemeinen Pflichten der Gemeinden gehöre.


Mit dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 wurden die Bemühungen der Scheinfelder um eine Neuorganisation schlagartig unterbrochen, so dass erst wieder mit dem Jahre 1873 Neuansätze greifbar werden. Erst aus diesem Jahre stammen die ersten Satzungen sowie die ersten Nachrichten über ein zunächst provisorisches Kommando der Freiwilligen Feuerwehr. In einem Fragebogen über das Feuerlöschwesen aus dem Jahre 1887 wird das Gründungsdatum mit dem 13. April 1873 angegeben - ein Datum, das ansonsten nicht weiter bezeugt ist. Aus einer anderen Quelle ist bekannt, dass der Gründungsakt auf Anregung der Stadtverwaltung, mitvertreten durch den königlichen Bezirksamtmann Herrn Hauck, durchgeführt wurde. Damit ergibt sich für Scheinfeld das etwas überraschende Ergebnis, dass die Feuerwehr zweimal gegründet worden ist, 1869 und 1873. Dieses Kuriosum ist durch die Zeitumstände leicht erklärbar, da mit dem Krieg von 1870/71 das Deutsche Reich gegründet worden war und Bayern aufgehört hatte, ein souveräner Staat zu sein. Bereits im Januar 1873 beriet der Stadtrat den Ankauf einer Feuerlöschmaschine, der im Februar dann auch verabschiedet wurde. Die Kaufsumme betrug stattliche 1300 Gulden. Um die Summe aufbringen zu können, sah sich die Stadt genötigt, einen Bittbrief zur finanziellen Unterstützung an die Regierung von Mittelfranken zu richten. Städtische Versuche, das Vermögen des ehemaligen Landwehrbataillons zur Anschaffung von Feuerlöschgeräten zu verwenden, wurden vom Königlichen Bezirksamt zurückgewiesen. Daraufhin wandte sich die Stadt direkt an das Königlich Bayerische Staatsministerium des Inneren, um an dieses Geld doch noch heran zu kommen. Wie sehr Scheinfeld in einer Finanzklemme steckte, zeigte der Umstand, dass das Landwehrvermögen lediglich 157 Gulden betrug und von daher nur in einem geringen Umfange der Stadt aus ihren Zahlungsschwierigkeiten herausgeholfen hätte. Obwohl ein zustimmendes Schreiben aus München nicht mehr vorhanden ist, kann schließlich dennoch von einem positiven Bescheid ausgegangen werden, da der Stadtrat am 26. Juli 1873 beschloss, das Vermögen der ehemaligen Landwehr mit 4% Zins dem Verein der Feuerwehr zu überlassen.

Ein weiteres Bittschreiben an den Fürsten von Schwarzenberg vom 27. Juni wurde im August positiv beantwortet: Der Fürst erklärte sich bereit, immerhin 150 Gulden zur Anschaffung von Feuerwehrausrüstungsgegenständen zu bewilligen. Vom Juli 1873 ist dann auch eine erste Nachricht vom provisorischen Kommando der Freiwilligen Feuerwehr Scheinfeld vorhanden. Dabei handelte es sich um ein Mahnschreiben an die Stadt, die am Gründungstage - keine Angabe des Datums - der Feuerwehr geleisteten Zusagen über die Anschaffung von Geräten, Requisitenwagen, Steigleitern, Schlauchhaspel, Laternen, Pechfackeln) unbedingt einzuhalten und rasch anzuschaffen. Darüber hinaus erinnerte die Feuerwehr an die bereits im Juni angemahnten Gerätewünsche (Helme, Gurte, Beile, Rettungsleinen, Kleidung, Mützen, Signalhörner und -pfeifen). In seiner Antwort erklärte der Stadtmagistrat, die versprochenen Geräte mittlerweile beschafft zu haben, die zusätzlichen Wünsche, die im Übrigen die Summe von
100 Gulden nicht überschreiten dürften, derzeit nicht befriedigen zu können, da eine Ebbe in der Stadtkasse herrsche.

Am 15. Juli fanden die ersten Wahlen in der Freiwilligen Feuerwehr statt: Für den Zeitraum 1873/74 wurde der Königliche Gerichtsvollzieher August Simader zum ersten Feuerwehrkommandanten in Scheinfeld gewählt; sein Adjutant wurde der Konditor Johann Schmidt, Schriftführer Georg Volkamer und Zeugwart der Maurermeister Georg Bitter. Zum Vorsitzenden des Vereins der Feuerwehr bestimmte man Bürgermeister Röhrig.

Ebenfalls aus dem Jahre 1873 sind die Satzungen und die Dienstordnung für die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr in Scheinfeld. Im §1 wurde der Zweck der Feuerwehr definiert: Die freiwillige Feuerwehr der Stadt Scheinfeld hat den Zweck, bei Feuersgefahr Leben und Eigentum der Bewohner der Stadtgemeinde Scheinfeld und der Ortsgemeinden Grappertshofen, Hohlweiler und Schnodsenbach zu schützen und zu retten. Der Kommandant ist alleiniger Befehlshaber der Feuerwehr; in Brandfällen hat sich derselbe jedoch dem Branddirektorium unterzuordnen (§17). Der Feuerwehrverein kannte aktive und passive Mitglieder (§3), wobei das Mindestaufnahmealter 18 Jahre betrug (§4). Die Verwaltung der Vereinsangelegenheiten übernahm ein Ausschuss, der aus dem Vorstand, dem Kommandanten, dem Adjutanten, dem Schriftführer, dem Kassier, dem Zeugwart und den Führern der verschiedenen Feuerwehrabteilungen bestand (§14). Alle Ämter wurden von den aktiven Mitgliedern bestimmt und auf ein Jahr besetzt. Vorstand, Kassier und Schriftführer wurden zusätzlich auch durch die passiven Mitglieder gewählt (§15). Nach §19 der allgemeinen Dienstordnung bestand die Feuerwehr aus drei Abteilungen: Steiger und Schlauchführer, Spritzenmannschaft und Rettungsmannschaft.

Nach derselben Dienstordnung versteht sich die Feuerwehr als ein militärisch organisiertes Corps: Jeder Feuerwehrmann verpflichtet sich auf Ehre und Gewissen vor versammelter Mannschaft, die Statuten und Dienstvorschriften in allen ihren Teilen genau zu erfüllen, seinen Führern bei allen Vorkommnissen Gehorsam zu leisten und sich in der Stunde der Gefahr mit allen ihm zu Gebote stehenden Kräften dem Feuerwehrdienst zu widmen, getreu dem Wahlspruch der Feuerwehr „Gott zu Ehr, dem Nächsten zur Wehr!“ (Dienstordnung §3). Die folgenden Paragrafen regelten den Dienst bei Brandfällen, z. B. war auch schon damals überschnelles Fahren zum Brandplatze verboten, oder die Feuerwehr durfte nicht eher zum Brandplatze abrücken, bis mindestens 20 Mann vorhanden waren (Dienstordnung §5 und 6). Die Alarmierung erfolgte durch die Signalisten mit ihren Signalhörnern. Die Feuerwehrmitglieder haben bei Brandfällen so lange Dienst zu leisten, als solche erforderlich sind - von einem Verdienstausfall ist keine Rede (Dienstordnung §9)! Das militärische Prinzip des Befehles und des festen Gehorsames waren damals in der Feuerwehr großgeschrieben, wie §10 deutlich macht: Jeder Befehl ist so lange gültig, bis er durch einen anderen ersetzt wird. Gegenreden im Dienste können unter keinen Umständen geduldet werden. Die Übungen sollten in einem dreiwöchigen Turnus stattfinden, wobei jährlich zwei größere Hauptübungen abgehalten werden sollten (Dienstordnung §15 und 16). Mit dem Jahre 1873 war die Freiwillige Feuerwehr in Scheinfeld etabliert und sie konnte nun kontinuierlich ihren Ausbau vorantreiben sowie die von ihr geforderten Aufgaben erfüllen.


Kapitel 2
Die Phase der Konsolidierung

Das vordringliche Problem der Feuerwehr in Scheinfeld blieb die Beschaffung von Feuerwehrgerät sowie die Genehmigung von für den Dienst notwendigen Maßnahmen durch die Stadt. Den Anfang bildete die dringende Bitte um weiteres Schlauchmaterial und die Bitte, durch Glockenzeichen - und nicht durch Trompetensignale - einen Feueralarm auslösen zu dürfen. Gleichzeitig begannen früh die Querelen innerhalb der Feuerwehr. So bat der Kommandant Simader die Stadt um den Ausschluss des Nachtwächters Johann Neuner, weil derselbe erwiesenermaßen sich taktlos zeigte und als ständiger Wühler gegen das Institut der Feuerwehr erblickt wurde. Allerdings blieb die Sache ungeklärt, da die Stadt das Ansinnen unbeantwortet ließ.

Die Finanzlage der Stadt blieb prekär. Eine erneute Spendenbitte des Stadtmagistrates an die Münchner-Aachener Mobiliarfeuerversicherungsgesellschaft vom 23. November 1874 zur Tilgung von 247 Gulden für eine fahrbare Schubleiter und Schlauchhaspel wurde abgelehnt. Die Stadt schreckte in ihrer Not nicht davor zurück, einen gleichlautenden Brief sogar an den König von Bayern zu schicken; allerdings liegt keine Antwort vor. Immerhin gab 1874 das Königliche Bezirksamt 20 Gulden, ein Jahr später wiederum 15 Gulden, und die Bayerische Staatsregierung 1875 sogar 100 Gulden zur Tilgung der Ausrüstungsschulden. Außerdem übergab das Bezirksamt aus den Distriktmitteln für das Jahr 1879 noch einmal 45 Mark an die Feuerwehr Scheinfeld.

Die Feuerwehr spaltete sich in eine Pflicht- und in eine Freiwillige Feuerwehr auf, wobei die genauen Unterscheidungskriterien nicht exakt genannt werden. Normalerweise waren Pflichtfeuerwehrmänner alle Ortsbewohner, die aufgrund der distrikt-polizeilichen Feuerlöschordnung zum Feuerlöschdienste verpflichtet waren, so will es zumindest eine Nachricht aus dem Jahre 1906 wissen. Grundsätzlich bestand aber von Anfang an in zahlreichen Feuerwehren ein Nebeneinander von Freiwilliger Feuerwehr und Pflichtfeuerwehr, da sehr oft der Elan, sich für diese Sache zu engagieren, nachließ und die Gemeinden gezwungen waren, zur Aufrechterhaltung eines notwendigen Feuerschutzes zu Verpflichtungen überzugehen. Um die Effizienz einer derartigen Mischeinrichtung zu gewährleisten, mussten beide Feuerwehrarten einer einheitlichen Oberleitung unterstehen. Die Angehörigen der Pflichtfeuerwehr waren dienstverpflichtet und hatten mehr Übungen im Jahr abzuleisten. Die Hauptübungen der Pflichtfeuerwehr mussten vorher bei der Stadt angemeldet werden; unentschuldigtes Fernbleiben wurde dem städtischen Magistrat, verbunden mit der Bitte um Bestrafung der Säumigen, mitgeteilt.

Im Jahre 1875 wurde sogar beschlossen, für die Pflichtfeuerwehr einen eigenen Kommandanten mit Adjutanten zu bestimmen, da sonst der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr die Befehlsgewalt über die Pflichtfeuerwehr inne gehabt hätte. Allerdings handelt es sich dabei um eine singuläre Nachricht, sodass anzunehmen ist, dass sich diese Trennung nicht aufrechterhalten ließ. Desgleichen kennt auch die Satzung von 1873 keine derartige Unterscheidung. Das Nebeneinander von Freiwilliger Feuerwehr und Pflichtfeuerwehr blieb bis zum Ende des 2. Weltkrieges bestehen. Leider gibt erst ein Schreiben vom April 1926 Auskunft über die damals aktuellen Kriterien: So hatten 1926 alle männlichen Personen in Scheinfeld vom 18. bis zum 50. Lebensjahr, bei Beamten lediglich vom 18. bis zum 35. Lebensjahr, ihren Dienst in der Pflichtfeuerwehr zu leisten. Ob diese Abgrenzung auch bereits ab 1873 galt, muss dahingestellt bleiben. Allemal waren praktisch alle Männer der Stadt zum Dienste in der Pflichtfeuerwehr herangezogen worden und lediglich ältere Personen bildeten die Freiwillige Feuerwehr.

Aus dem Jahre 1874 sind die ersten Mitgliederverzeichnisse erhalten: So bestanden die Spritzenmannschaft und die Rettungsmannschaft aus je 26 Mitgliedern, aufgeteilt in jeweils zwei sogenannten Rotten, wobei man bei der Rettung zwischen Ausräumer (12 Mitglieder) und Bewacher (14 Mitglieder) unterschied. Des Weiteren gab es eine Bewachungsmannschaft mit 19 und eine Patrouille von 10 Mitgliedern. Schließlich waren zwei Leute für die Wasserleitung verantwortlich und zehn Personen für die Bereitstellung von Fuhrwerken. Endlich gab es noch sechs Feuerläuter und zwei Feuerreiter bzw. Feuerläufer. Die diversen Mannschaften und die Patrouille unterschieden sich durch besondere Armbinden. Der bereits erwähnte Fragebogen aus dem Jahre 1887 gibt ein exaktes Bild über den Zustand der Feuerwehr in Scheinfeld. Danach bestand die Freiwillige Feuerwehr, zu der Vorstand, Kommandant und die anderen Ämter dazugerechnet wurden, aus 61 Mann, die Pflichtfeuerwehr aus 111 Mann. Die Uniformierung bestand aus dunkelgrauen Dienströcken aus Leinen; ferner gehörten Leder- bzw. Messinghelme und Dienstmützen dazu. Messinghelme besaßen allerdings nur der Kommandant sowie sein Adjutant. Im Jahre 1886, so belehrt uns der Fragebogen, gab es keinen Einsatz, weder außerhalb noch innerhalb des Gemeindebezirkes. Schlüssel für das Feuerwehrhaus besaßen Bürgermeister, Kommandant und Spritzenmeister. Die Entschädigung für die Fuhrleute übernahm im Bedarfsfalle die Gemeinde. Die Alarmierung erfolgte von den Türmen aus mittels Trompetensignalen. Den Feuerreiterdienst übernahmen 3 Mann der Pflichtfeuerwehr. Sie waren notwendig, weil Scheinfeld keine Telegraphenstation mit Nachtdienst besaß. Die weiteste Entfernung, die die Feuerwehr auszurücken hatte, betrug zwei Kilometer außerhalb des Gemeindegebietes. An Lösch- und Rettungsgeräten besaß Scheinfeld eine 4-rädrige Saug- und Druckspritze, je eine 4- und 2-rädrige Druckspritze ohne Saugwerk, sowie eine fahrbare Schlauchhaspel und einen Mannschaftstransportwagen. Darüber hinaus gab es je 20 Eimer aus Leder bzw. Hanf, 1 Schlauchbrücke, je 170 Meter gummierte bzw. gewöhnliche Hanfschläuche und 7 Saugschläuche. Neben einer 9 Meter hohen Anstellleiter verfügte die Feuerwehr noch über je 6 Haken- bzw. Dachleitern.


An Übungen gab es 1886 16 Stück für die Freiwillige und 10 für die Pflichtfeuerwehr, wobei es keine gemeinsame Übung gab. Als Wasserreservoirs standen der Feuerwehr neben der Wasserleitung und fünf Brunnen noch ein Bach und ein Weiher in unmittelbarer Nähe der Stadt zur Verfügung. Abschließend bezifferte der Fragebogen die Gesamtkosten des Feuerlöschwesens für die Gemeinde mit 217 Mark und 86 Pfennigen. Leider lassen die spärlichen Nachrichten über die Aktivitäten der Feuerwehr in der Zeit um 1900 kein geschlossenes Bild der Darstellung zu, sodass einige Anmerkungen genügen müssen. So wird im Oktober 1876 berichtet, dass sich ein Feuerwehrmann bei einem Brand durch einen herabstürzenden Balken so schwer verletzt hatte, dass er 12 Tage arbeitsunfähig war und einen Arzt konsultieren musste. Die Stadt bezahlte ihm sowohl ein Tagegeld wie auch die Arztkosten. Auch für die Teilnahme an einem Brandeinsatz bezahlte die Stadt den Feuerwehrleuten eine kleine Anerkennung. So erhielten sie 1896 Marken im Wert von 20 Pfennigen, die sie in den Scheinfelder Wirtshäusern einlösen konnten.

Um 1880 häufen sich Hinweise, dass es um die innere Organisation der Feuerwehr nicht zum Besten stand. So mahnte im Juni und Oktober 1880 das Bezirksamt, dass die Handhabung der distriktpolizeilichen Feuerlöschordnung gewissenhafter beachtet werden müsse und Unbefugte vom Brandplatz zu entfernen seien. Darüber hinaus sei die Zahl der anwesenden Pflichtfeuerwehrmänner am Brandplatze viel zu gering, was auf eine bedenkliche Einsatzmoral schließen ließ. Ferner klappe die Bereitstellung von Pferden und Fuhrwerken für die Feuerwehr nicht, die im Brandfalle benötigt würden. Dabei spielte das Bezirksamt auf einen Brandeinsatz in Herpersdorf an, bei dem der für diese Aufgabe zuständige Bürgermeister versagt hatte. Im Jahre 1883 wurde die Inspektion der Feuerwehr durch einen Bezirksfeuerwehrvertreter angekündigt, von deren Durchführung aber leider nichts bekannt ist. Im Jahre darauf bat die Feuerwehr die Stadt um die Werbung von neuen Feuerwehrmitgliedern, da die bisherige Stärke durch Abwanderung und Militärdienst rapide gesunken sei.

In einem Schreiben vom 17. Juli 1889 an die Stadt forderte die Feuerwehrleitung nicht nur neue Gerätschaften, sondern auch die Anmietung der Pfarrscheune als Löschmaschinenhalle, da der derzeitige Raum im Schulhaus zu klein geworden war. Ferner könnten sich in der Pfarrscheune auch Steiger- und Spritzenmannschaft gleichzeitig ausrüsten, was derzeit aus Raumgründen nicht möglich war. Neben dem leidigen Problem der Bereitstellung von Pferden wünschte die Feuerwehr die Anlage von zusätzlichen Wasserreservoirs im Stadtgebiet. Im Jahre darauf unterstützte das Collegium der Gemeindebevollmächtigten den Antrag auf Anmietung der Pfarrscheune für die Feuerwehr, jedoch dauerte es bis zum Juli 1896, bis diese tatsächlich der Feuerwehr zur Verfügung stand.


Kapitel 3
Zwischen Reorganisation und Gleichschaltung

Nachrichten über die Scheinfelder Feuerwehr setzen wieder mit dem Jahre 1924 ein. Damals schrieb die Feuerwehrleitung zahlreiche Bittbriefe an die Stadt, damit neue Schläuche und Uniformen angeschafft werden. Dramatisch unterstützt wurden diese Bemühungen durch mehrere Wohnhaus- und Scheunenbrände im Jahre 1925, die die Notwendigkeit einer ausreichenden Ausrüstung deutlich machten. Eine Überprüfung der Geräte im Januar 1926 brachte ein unbefriedigendes Ergebnis: Die große Leiter war in ihrer Funktionsbereitschaft eingeschränkt und die vom Pfarramt angemietete Scheune war durch Stroh und anderen Unrat sehr verschmutzt. Darüber hinaus wurde die Pfarrscheune, in der seit 1896 die Feuerwehrutensilien untergebracht waren, zu klein. Daraufhin gab man am 19. Mai 1927 das Gebäude auf und zog in die Scheune des Schwabschen Hauses um. Sie war als ein Provisorium gedacht und sollte nur so lange benutzt werden, bis ein vom 18. Juli 1927 datierter Plan für ein neues Feuerwehrgerätehaus für die Stadtgemeinde Scheinfeld realisiert wurde. Der Plan sah vor, ein 4,5 Meter x 9,0 Meter großes Gebäude für Feuerlöschmaschinen auf dem, an der Hauptstraße gelegenen, städtischen Grundstück zwischen den Anwesen Brügel und Schönfärber zu errichten.


Das neue Feuerwehrgerätehaus wurde 1928 der Feuerwehr übergeben. Im Jahre 1938 wurde im städt. Anwesen Adolf-Hitler-Straße Nr. 18, in welchem sich auch das Gerätehaus befindet, ein eigenes Gerätezimmer geschaffen, in welchem die Uniformen aufbewahrt und vom Zeugmeister überwacht wurden. Mitten im 2. Weltkriege wurde ein Neubau des Gerätehauses geplant. An der bisherigen Stelle plante man einen 3,5 Meter x 12,5 Meter großen Geräteschuppen mit drei Räumen. Der Plan wurde vom Kreisbaumeister Pickel geprüft und vom Landratsamt am 14. November 1942 genehmigt, allerdings mit kriegsbedingten Auflagen: „Es wird jedoch zur Auflage gemacht, dass nicht mehr als die angegebene Menge an kontingentierten Baustoffen verwendet wird und die Baukosten 1600 RM nicht übersteigen. Der Bauherr wird darauf hingewiesen, dass er keinen Anspruch auf Zuteilung oder Belassung von Arbeitskräften hat und dass Dieselkraftstoffe nicht zur Verfügung gestellt werden können.“

Mit dem Jahre 1926 setzt das Protokollbuch der Freiwilligen Feuerwehr Scheinfeld ein, das die wichtigsten, die Feuerwehr betreffenden, Ereignisse festhält und somit eine wertvolle Quelle für die weitere Entwicklung darstellt. Die Eintragungen beginnen mit der Generalversammlung vom 7. Januar 1926, auf der man zum Vorstand Johann Walter, zum Kommandanten Karl Lax wählte. Im gleichen Monat kam die Feuerwehrleitung der Aufforderung des Bezirksamtes nach und legte für alle Feuerwehrleute eine Grundliste an, die ihren jeweiligen Namen, Stand, Geburtsdatum und Wohnort enthielt. Auf einer Vorstandsitzung vom 15. Januar 1926 wurde der Jahresbeitrag für die Feuerwehrmitglieder auf 50 Pfennige festgelegt. Wie der Jahresbericht für 1926 verrät, wurden zusätzlich ein Armaturen-, Inventar- und Dienstbuch angelegt. Aufgrund dieser Informationen ist zu vermuten, dass mit dem Jahre 1926 die Feuerwehr, die damals 134 Mitglieder zählte und im Jahre viermal zu einer Übung zusammenkam, einen organisatorischen Neuanfang gemacht hat.

Ende der 20er Jahre begannen Feuerwehrleitung und Stadtrat mit der technischen Erneuerung der Scheinfelder Feuerwehr. Anstelle von Pferdefuhrwerken wurde nun das Postauto als Transportmittel für die Feuerwehrleute für Einsätze außerhalb der Stadt benutzt. An das Postauto wurde bei Einsätzen auch die Überlandfeuerlöschmaschine angehängt. Die Kosten für den gesamten Transport übernahm die Stadt. Dank dieser erheblich rascheren Beförderungsart konnte im Dezember 1927 eine Scheune in Oberscheinfeld gerettet werden. Daraufhin beschloss der Vorstand der Feuerwehr, den von Pferden gezogenen Mannschaftswagen zu verkaufen, weil zukünftig die Mannschaft doch nur mit dem Auto transportiert wird. Im Jahre 1928 wurde eine Motorspritze mit einer 600 Liter-Leistung angeschafft. Im selben Jahr wurde auch eine Sirene für Scheinfeld angeschafft. Auf Anforderung erhielt die Feuerwehr 1932 einen Rettungssack; im November 1933 beschloss die Vorstandssitzung die Anschaffung einer zweirädrigen Paul Ludwig-Motorspritze mit 800-Liter-Leistung, wobei 40% der Kosten die Stadt und 60% die Feuerwehr selbst zu tragen hatte, was bei einem Preis von 3000 Mark immerhin 1800 Mark für die Feuerwehr waren. Ab 1934 war dann diese zweite Motorspritze im Einsatz. Eine entscheidende Verbesserung des Feuerschutzes war der Bau einer neuen Wasserleitung mit feuertechnischen Einrichtungen in Scheinfeld im Jahre 1933. Die Unterscheidung Pflichtfeuerwehr und Freiwillige Feuerwehr wurde in den 20er Jahren einer Revision unterzogen. Wurden 1926 die Altersstufen, wie bereits berichtet, für die Teilnahme an der Pflichtfeuerwehr auf 18-35 Jahre für Beamte bzw. 18-50 Jahre für Nichtbeamte festgelegt, so kündigte sich im August 1928 eine Veränderung an. Damals schrieb die Feuerwehr u.a. an den Stadtrat: Bezüglich der Pflichtfeuerwehr hat der Verwaltungsrat den Beschluss gefasst, an den Stadtrat Scheinfeld die Bitte zu richten, vorerst probeweise die Pflichtfeuerwehrmänner vom 35. Lebensjahr ab gegen eine Feuerschutzabgabe für Lohnempfänger von 2 Mark jährlich, bei anderen Pflichtigen von 4 Mark von den Übungen zu entbinden. Ab dem 1. April 1930 konnte der Pflichtfeuerwehrdienst durch eine Feuerschutzabgabe abgegolten werden, wie eine diesbezügliche Anfrage des Bezirksamtes Scheinfeld in Neustadt und in Kitzingen ergab. Im Mai 1930 wurde dann in Scheinfeld die probeweise Entbindung der bisherigen Pflichtfeuerwehr von Übungen eingeführt; ihre Mitglieder entrichteten eine jährliche Feuerschutzabgabe. Dennoch wurden die Verzeichnisse der Pflichtfeuerwehrleute weitergeführt, obgleich sich mit der nationalsozialistischen Machtergreifung auch die allgemeine Struktur der Feuerwehr veränderte. Schließlich beschloss am 20. September 1934 der Stadtrat, ab 1. April 1935 eine allgemeine Feuerschutzabgabe zur Unterhaltung der Freiwilligen Feuerwehr einzuführen.

Zwei vom Bayerischen Landes-Feuerwehrverband entworfene Formulare für einen Brandbericht haben sich ausgefüllt im Scheinfelder Stadtarchiv erhalten. Am 11. Dezember 1928 brannten die Scheune, die darin sich befindliche Werkstatt, sowie das Wohnhaus des Zimmermeisters Johann Hautsch um 1 Uhr nachts. Die Ortsfeuerwehr war mit 72 Freiwilligen und 38 Pflichtfeuerwehrleuten am Brandherd. Die ebenfalls alarmierten, jedoch nicht mehr benötigten Feuerwehren von Grappertshofen, Burgambach und Markt Bibart kamen kurze Zeit später. Die Scheinfelder Feuerwehr setzte während des Einsatzes drei Saug- und eine Motorspritze ein. Nach einer guten Stunde war der Brand gelöscht, wobei nur das Wohnhaus gerettet werden konnte. Wie es im Bericht heißt, mussten Hautsch und seine Ehefrau von Nachbarn geweckt und die Ehefrau, die anscheinend schon Rauchvergiftungen erlitten hatte, gerettet werden. Bei der Wasserentnahme aus dem städtischen Kanal machte der Feuerwehr die anfängliche Verschlammung der Löschmaschinen zu schaffen. Nach dem Einsatz wurde beim Stadtrat beantragt, dass der zum Kanal führende offene Zuflussgraben ebenfalls kanalisiert wird, damit nicht mehr so viel Schlamm, Unrat und Schmutz in die Kanäle und Schächte kommen kann. Nach dem Brand wurde ein Feuerwehrmann, der während des Einsatzes angetrunken war, wegen ungebührlichen, ehrenrührigen Verhaltens gegen Kompanieführer Mergenthaler und Kommandant Lax von der Feuerwehr ausgeschlossen. Um 5 Uhr 40 Minuten, am Morgen des 5. Novembers 1931, brannte das Wohnhaus und der angebaute Ziegenstall des Taglöhners Michael Knöchlein, Lange Gasse 23. Wie sich rasch herausstellte, handelte es sich um eine vorsätzliche Brandstiftung von seiten des Besitzers. Es waren 86 Scheinfelder Feuerwehrmänner am Einsatzort. Während des 2-stündigen Einsatzes wurde die mechanische Leiter, je eine Motor-, Saug- und Druckspritze, ferner vier Strahlrohre eingesetzt.


Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Januar 1933 änderten sich auch die organisatorischen Strukturen innerhalb der Feuerwehren, sowie ihr Aufgabenbereich. Die Feuerwehren wurden nun von einem Landesbranddirektor zentralistisch geleitet, der alle Inhaber von mit Befehlsgewalt und Inspektionsbefugnis ausgestatteten Führerstellen innerhalb der Freiwilligen Feuerwehren selbst ernannte. Ihm zur Seite standen in den jeweiligen Bezirken die Bezirksbrandinspektoren. Damit war den Feuerwehren ein entscheidendes Grundrecht, sich ihren Kommandanten sowie ihre Truppführer selbst bestimmen zu dürfen, entrissen worden. In Scheinfeld wurde für den langjährigen Kommandanten Karl Lax, der seit 1925 auch Bezirksfeuerwehrvertreter und seit 1933 Bürgermeister in Scheinfeld war, Leonhard Geisslinger vom Landesbranddirektor am 13. März 1934 zum neuen Kommandanten bestimmt. Als Geisslinger sein Amt zur Verfügung stellte, ernannte der Landesbranddirektor am 12. Juni 1936 Peter Mader zum neuen Kommandanten. Die Feuerwehrkarriere von Karl Lax war mit der Ablösung vom Posten des Kommandanten nicht beendet. Er, der neben seinem Bürgermeisteramt auch jenes des Ortsgruppenleiters der NSDAP innehatte, wurde Bezirksbrandinspektor und Kreisbrandmeister. Von seinem Engagement für die Feuerwehr profitierte natürlich die eigene Wehr erheblich, wofür ihm auch von Seiten der Scheinfelder Feuerwehr vielfältiges Lob zuteilwurde. Eine weitere zeitbedingte Bestimmung forderte, dass kein aktiver Feuermann zugleich Mitglied von SA bzw. SS sein durfte, da durch die doppelte Inanspruchnahme die Dienstfreudigkeit leide.

In einem Reichserlass vom 12. Dezember 1935 wurde den Freiwilligen Feuerwehren ein detaillierter Plan zur Ausbildung der Feuerwehrmänner vorgelegt. Er ging an alle Polizeibehörden, die seine Ausführung zu überwachen hatten und besaß folgende einleitende Bestimmungen über Sinn und Zweck: Nachdem die Neuorganisation der Freiwilligen Feuerwehren im allgemeinen abgeschlossen ist, erscheint es notwendig, die Ausbildung der Feuerwehrmänner nach einem einheitlichen Jahresplan durchzuführen. Der nachfolgende für die Ausbildung zugrunde zu legende Jahresplan ist ausgearbeitet für die Freiwillige Feuerwehr einer mittleren Stadt mit industriellem Einschlag. Hinsichtlich des Exerzierdienstes ist er als Mindestanforderung anzusehen. Soweit die Ausbildung im übrigen nach diesem Plan in den einzelnen Ortspolizeibezirken nicht restlos durchgeführt werden kann, ist er als Richtlinie anzusehen und soweit als irgend möglich zu beachten. Dabei ist darauf Bedacht zu nehmen, dass die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren in den Luftschutzorten auch im Gasspüren und Entgiften sowie im Samariterdienst auszubilden sind. Die beiden letzten Bestimmungen lassen in dem aufschlussreichen Text besonders aufhorchen, zeigen sie doch, dass die Feuerwehren zielbewusst zu einer Hilfstruppe der Reichswehr für Kriegszeiten aufgebaut werden sollte. Der Plan enthielt nicht nur die üblichen Feuerwehraufgaben, sondern auch die Punkte Behördlicher Luftschutz, Bekämpfung von Brandbomben auf dem Exerzierplatz, Spreng-, Brand- und Gasbomben, ihre Wirkung, Schutzmaßnahmen. Bereits vor diesem Erlass ist von Luftschutzkursen für Scheinfelder Feuerwehrleute zur Ausbildung der Feuerwehren in der Kenntnis der Kampfstoffe und ihrer Unschädlichmachung und in der Behandlung Kampfstofferkrankter die Rede. Wie sehr die behördlichen Bestimmungen auch in Scheinfeld Fuß gefasst hatten, zeigt der vereinheitlichte Übungsplan der Freiwilligen Feuerwehren im Bezirk Scheinfeld, dem zufolge beispielsweise am 6. Juni der Unterricht über Fliegerbombenangriffe, am 27. Juni Einsatzübungen bei Dachstuhlbränden entstanden durch Fliegerbomben, am 26. September Unterricht: Verhalten bei Luftangriffen auf dem Programm stand. Der Plan, der vom Bezirksamt Scheinfeld ausgearbeitet worden war, zeigt im Übrigen wiederum die Entmachtung der Einzelfeuerwehren zugunsten einer straffen und überprüfbaren vereinheitlichten Ordnung durch das Führerprinzip. Für den paramilitärischen Missbrauch der Feuerwehr sprechen auch diejenigen Übungseinheiten, die die körperliche Ertüchtigung und das damit verbundene Exerzieren zum Inhalt hatten: 28. Februar Körperschule, Haltung, Wendungen, Freiübungen; Exerzieren; 26. September Marschübungen. Ferner waren Exerzierübungen fast bei jeder Übung obligatorisch.

Im Jahre 1938 musste auf Weisung des Reichsinnenministeriums der Deutsche Feuerwehrverband seine Tätigkeit einstellen. Im Reichsfeuerlöschgesetz vom 23. November 1938 wurden alle Freiwilligen Feuerwehren zu Hilfspolizeitruppen umfunktioniert. Über die Zielsetzung dieser Organisationsmaßnahme steht in der Gesetzeseinleitung: Die wachsende Bedeutung des Feuerlöschwesens vor allem für den Luftschutz erfordert, dass schon seine friedensmäßige Organisation hierauf abgestellt wird. Hierzu nötig ist die Schaffung einer straff organisierten, vom Führerprinzip geleiteten, reichseinheitlich gestalteten, von geschulten Kräften geführten Polizeitruppe (Hilfspolizeitruppe) unter staatlicher Aufsicht. Im §6 des Gesetzes wurde die Aufhebung aller von den Freiwilligen Feuerwehren gebildeten Vereine und Verbände angeordnet. An ihre Stelle sollte eine nach Löscheinheiten gegliederte Hilfspolizeitruppe treten, deren Organisation der Reichsminister des Innern bestimmte. Es ist daher kein Wunder, wenn im Jahresbericht der Scheinfelder Feuerwehr für das Jahr 1938 von einer gut durchgeschulten disziplinierten Polizeitruppe die Rede ist, die stets zum Wohle der Stadt und ihrer Bewohner auf der Wache steht. Das augenfälligste Beispiel für die Inanspruchnahme der Ideale der Feuerwehr für die nationalsozialistische Herrschaft finden sich in den Berichten zum Mittelfränkischen Feuerwehrappell 1938 in Scheinfeld. So heißt es in der Lokalzeitung: Die Feuerwehr von dereinst wurde durch die Entscheidung des Führers zu einer Exekutive der deutschen Polizei, mit ungeheuer wichtigen Aufgaben. Damit fand die jahrzehntelange selbstlose Arbeit deutscher Feuerwehrmänner ihre höchste Krönung. Der Verein dereinst wurde zur Wehr. Dieser Umwandlungsprozess scheint in vielen Feuerwehren auf Widerstand gestoßen zu sein. In einem Bericht in der Zeitung für Feuerlöschwesen aus dem Jahre 1938 wird eindringlich für die straff organisierte und nach dem Führerprinzip strukturierte Form des Feuerwehrdienstes geworben: Aus dem Verein ist die Truppe geworden, die geführt wird von dem Manne, den nicht die Gunst der Stimmzettel rief, sondern der allein durch sein Können und auf Grund seiner sonstigen charakterlichen Eigenschaften das Vertrauen der ihn prüfenden, übergeordneten fachlich erfahrenen Stellen gefunden. Diese Art der Wehr, diese klare Form der Führung ist der Wesensinhalt der Eingliederung, die eine einheitliche Ausrichtung gibt. Sichtbarer Ausdruck für die Neuorganisation der Feuerwehren war die vom Reichsführer der SS und den Chefs der Deutschen Polizei geforderte Teilnahme aller Feuerwehren am Tag der Deutschen Polizei am 29. Januar 1939.


Wie in jener Zeit üblich, wurden alle Personen jüdischen Glaubens schrittweise aus dem allgemeinen Leben verbannt. Dazu gehörte auch ihr Ausschluss aus Vereinen und Feuerwehren. Bereits am 12. Mai 1933 entschied der Verwaltungsrat der Scheinfelder Feuerwehr mit großer Mehrheit gegen die Aufnahme zweier Juden in den aktiven Feuerwehrdienst. In einer Sitzung im Januar 1934 wurde generell der Ausschluss der Juden aus der freiwilligen Feuerwehr beschlossen, um den anderen Vereinen in dieser Sache nicht nachzustehen, jedoch haben zu diesem Zeitpunkt nicht alle nichtarischen Feuerwehrleute die Feuerwehr verlassen. Wie schwer man sich mit der Durchführung dieses zweifellos auferlegten Entschlusses tat, illustriert der Fall Alfred Braun, der sich weigerte, der Aufforderung nachzukommen. Im April wurde er fast sehnsüchtig gebeten, die Feuerwehr zu verlassen, damit man nicht offiziell gegen ihn vorgehen müsse: „Dem Alfred Braun wird nahegelegt seinen Austritt zu erklären, damit dem Verwaltungsrat eine Beschlussfassung wegen des Ausschlusses infolge nicht arischer Abstammung erspart bleibt.“ Da Braun der Bitte nicht nachkam, schloss ihn die Feuerwehrleitung am 29. April 1935 offiziell aus der Feuerwehr aus. Nur sehr spärliche Nachrichten haben sich über die Scheinfelder Feuerwehr im 2. Weltkrieg erhalten, im November 1940 wurden alle Wehrführer auf Adolf Hitler vereidigt, um so die Feuerwehren noch enger an die Befehle des Führers zu binden. Im Jahre 1941 bestand die aktive Mannschaft der Scheinfelder Wehr noch aus 12 Mann. Im Oktober 1943 wird die Mitgliederzahl mit 18 Aktiven angegeben.

Aufgrund eines Reichserlasses vom 9. November 1943 zur Erhaltung der Schlagkraft der Feuerwehren wurden in Scheinfeld auch Kranke und Leichtverletzte zum Feuerwehrdienst herangezogen. Gleichzeitig stellte die Stadt einen Antrag auf Zulassung einer freiwilligen Frauenfeuerwehr, die, wie Bilder im Protokollbuch zeigen, in Scheinfeld auch eingeführt wurde. Im August 1944 erklärte die Post in Scheinfeld, dass sie nur noch vier voll einsatzfähige Beamte hat. Daher könnten nur zwei Postjungboten für den Feuerwehrdienst bereitgestellt werden. Mit dem Versuch, die letzten Reserven für den Feuerwehrdienst heranzuziehen, enden die Nachrichten über die Scheinfelder Feuerwehr im Krieg.


Kapitel 4
Neuanfang ab 1947

Noch während des Krieges, kurz nachdem der Raum um Scheinfeld von den Alliierten Truppen besetzt worden war, fragte der Bürgermeister von Scheinfeld bei der Alliierten Militärkommission an, ob die Feuerwehr auch in der Zeit der nächtlichen Ausgangssperre im Notfalle ausrücken dürfe. Eine Antwort ist nicht überliefert. Im September 1945 wurden alle Mitglieder der Feuerwehren auf ihre politische Gesinnung hin überprüft. Im Rahmen der Aktion wurden viele Feuerwehrführer und -männer verhaftet, in Scheinfeld der Bezirksbrandinspektor Lax und der während des Krieges als Wehrführer in Scheinfeld fungierende W. Kuch.

Nach der Zerschlagung der alten Feuerwehrorganisation musste ein völliger Neuanfang unternommen werden: Am 22. November 1947 fand im Saale des Gasthauses „Weißes Roß“ eine Wiedergründungs- und Generalversammlung statt, die der nunmehrige Kommandant Fritz Mergenthaler leitete. Es waren 49 frühere Mitglieder der Feuerwehr erschienen, die einen neuen Kommandanten und eine neue Vorstandschaft zu wählen hatten. Kommandant und gleichzeitig 1. Vorstand wurde Fritz Mergenthaler. In den nun folgenden Jahren musste die Scheinfelder Feuerwehr neu organisiert und ausgestattet werden. Bereits auf der Generalversammlung im Jahre 1950 konnten die ersten Erfolge vorgezeigt werden: Mit finanzieller Unterstützung durch die Stadt konnte im Frühjahr 1950 ein LF 15 auf einem 1,5 t Blitz-Fahrgestell angeschafft werden, zumal auch der Landkreis und der Freistaat Bayern Zuschüsse gewährten. Ferner wurden durch die Stadt 470 m B-Schlauchleitungen, 120 m C-Schläuche, 50 Arbeitsanzüge und ein Feuerlösch-Schaumgerät der Feuerwehr zur Verfügung gestellt. So bereitete weniger die technische Ausstattung Sorge, sondern die personelle. Obwohl die Feuerwehr 1950 einen Mitgliederstand von 123 Mann aufwies, waren doch nur 26 zur Generalversammlung erschienen, ein Umstand, der Bürgermeister wie Kreisbrandinspektor zu heftigen Klagen über den mangelnden Idealismus bewegte. Dieser bedauerliche Zustand blieb in den frühen 50er Jahren akut. Auf der Generalversammlung im Jahre 1953 schilderten Kommandant Mergenthaler und Bürgermeister Lax die katastrophale Situation: „Für eine Brandkatastrophe in Scheinfeld selbst wäre die derzeit aktiv tätige Mannschaft trotz des vorhandenen modernen Löschfahrzeugs ungenügend, da für dieses Gerät die vorhandenen Wasservorräte nicht ausreichen würden. Auch in Zukunft müsse eine Bedienungsmannschaft für die Handdruckspritze bereitstehen. In erster Linie müsse aber die Zahl der aktiven Feuerwehrmänner erhöht werden.“ (Lax) Neben dem neuen Löschfahrzeug besaß die Feuerwehr eine große Leiter, die gegen Gebühr ausgeliehen werden konnte. Sie betrug für Einheimische 50 Pfennige, für Fremde 1 Mark pro Stunde.


Vorherrschend waren es Scheunenbrände, die alljährlich mehrmals den Einsatz der Feuerwehr erforderten. Meist wurden die Gebäude zusammen mit den in ihnen gelagerten Erntevorräte und den untergestellten Maschinen ein Raub der Flammen. In den meisten Fällen konnte das Wohnhaus gerettet werden. Als Stützpunktfeuerwehr wurden die Scheinfelder zu allen größeren Bränden im Bezirk gerufen. Aus dem Rahmen fiel jedoch der Großbrand im Kloster Schwarzenberg am 23. Juni 1960, dem der gesamte Klostertrakt und die Klosterkirche zum Opfer fielen.

Dank des beherzten Einsatzes der Feuerwehrmänner konnte die Maria-Hilf-Kapelle jedoch gerettet werden. Neben der Ortswehr waren zahlreiche andere Feuerwehren bis aus Neustadt/Aisch, Iphofen und Kitzingen im Einsatz. Starker Rauch und dichter Qualm machte den Brand in einem Scheinfelder Bekleidungshaus im März 1961 besonders schwierig. Dabei zeichneten sich die Scheinfelder Feuerwehrmänner durch große Tatkraft und Unerschrockenheit aus. Vier Wohnhäuser und sechs Scheunen wurden am 31. August 1961 in dem kleinen Dorf Frankenfeld eingeäschert. Feuerwehren aus den Landkreisen Neustadt/Aisch, Scheinfeld, Uffenheim, Fürth, Kitzingen und Ansbach wurden zur Brandbekämpfung alarmiert. Vorbeikommende Kraftfahrer, amerikanische Soldaten, Feuerwehrmänner, Landpolizisten und Bauern schufteten schweißüberströmt in der sengenden Hitze, um zu retten, was noch zu retten war. Es gab kaum Neugierige, denn jeder half, wo er konnte. Ein schadhaftes Rauchabzugsrohr am Dachboden des damaligen Scheinfelder Kindergartens (Kinderschule) sorgte für einen Schwelbrand, der zwar rasch gelöscht werden konnte, jedoch für erhebliche Aufregung in der Stadt sorgte. Einen notwendigen organisatorischen Neuanfang strebte die Scheinfelder Feuerwehr mit der Wahl Heinrich Kammerers zum neuen Kommandanten am 24. Mai 1963 an. Einen bezeichnenden Stimmungsbericht gibt der entsprechende Zeitungsbericht über die Wahlversammlung: „Die Feuerwehr der Kreisstadt gab schon zu mancher Diskussion Anlass und nicht immer wurde ihr dabei ein gutes Zeugnis ausgestellt. Schuld daran dürfte vermutlich sein, dass nicht die erforderliche Zahl der Löschgruppen vorhanden ist. Dabei wird aber ganz übersehen, dass fast bei allen Brandfällen im Landkreis - und das waren im letzten Jahr nicht wenig - immer die Scheinfelder Wehr mit ihrem Löschfahrzeug alarmiert wurde und zu den Brandherden eilte. Es ist also nicht ganz richtig, wenn oft davon gesprochen wurde, dass die Kreisstadt keine Feuerwehr hat. Richtig dürfte es sein, dass es bisher fast immer die gleichen Männer waren, die bei den Einsätzen mitfuhren.“ Tatsächlich konnten bereits bald die ersten Erfolge bei dem Neuaufbau der Wehr verbucht werden. Am 30. Oktober 1963 legte die erste Scheinfelder Löschgruppe ein Leistungsabzeichen ab, der im Laufe der Jahre weitere folgten. Der Bestand an Aktiven betrug am Jahresende 60 Personen, so dass der Jahresbericht von 1963 mit der Hoffnung auf einen weiteren Aufwärtstrend abschloss. Im August 1964 wurden die ersten 20 Feuerwehrleute mit Uniformröcken und Mützen ausgestattet, die übrigen sollten in Kürze folgen. Überraschenderweise trat Kommandant Kammerer bereits im Dezember 1964 zurück. Somit konnte er die Verwirklichung des seit 1960 verfolgten Zieles, ein Tanklöschfahrzeug für Scheinfeld anzuschaffen, nicht mehr in seiner Amtszeit erleben.

Am 1. Februar 1965 holten der neue Kommandant Hans Haas zusammen mit Kurt Karnatz, Anton Kugler und Robert Hügelschäfer das neue Tanklöschfahrzeug (TLF 16) in Ulm ab. Ausgestattet war das Fahrzeug mit einem 150 PS-Motor, 2400 Liter-Tank und einer 1600 Liter Pumpe. Da damals kein eigenes Gerätehaus vorhanden war, kam das TLF 16 in die Feuerwehrgarage, das alte LF 8/8 in die Postautohalle. Mit dem neuen Feuerwehrauto wurde zwar die Schlagkraft der Scheinfelder Wehr entscheidend verbessert, weitere dringende Neuanschaffungen blieben aber unumgänglich. Dazu gehörten an erster Stelle ein eigenes Feuerwehrgerätehaus und ein neuer Schlauchtrockenturm, da der alte seit einem Jahr (1964) unbenutzbar außer Betrieb war. Außerdem benötigte die Feuerwehr dringend Atemschutzgeräte. Drei von ihnen konnte die Wehr im Februar 1966 in Empfang nehmen. Zusätzlich bestellte der Landkreis Scheinfeld einen Schlauchreservewagen, der der Scheinfelder Feuerwehr übergeben werden sollte. Damit wurde das Problem des fehlenden Gerätehauses wieder akut, denn man war gezwungen, die zukünftigen drei Feuerwehrautos an drei verschiedenen Orten abzustellen. Da dies auf Dauer einen unhaltbaren Zustand bedeutet hätte, beschloss der Stadtrat im August 1966 endlich, neben der ehemaligen Bullenhaltung eine alte Scheune abzureißen und dort ein Feuerwehrgerätehaus zu erbauen. Die Baukosten wurden mit 77.000 Mark veranschlagt, wobei mit erheblichen Bauleistungen der Feuerwehrmänner gerechnet wurde. In dem neuen Haus sollte auch der vom Landkreis angeschaffte und im September an die Scheinfelder Feuerwehr übergebene Ölschadensanhänger untergebracht werden. Bereits im Dezember 1966 war der Rohbau fertig, jedoch wurde das Gerätehaus erst Ende 1967 provisorisch bezugsfertig. Schließlich fand am 15. September 1968 die offizielle Übergabe des Gebäudes an die Feuerwehr statt. Dank der freiwilligen Arbeitsleistung vieler Wehrmänner wurden die veranschlagten Kosten nicht überschritten. Bereits bei der Einweihung wurde jedoch die Frage laut, ob das Feuerwehrgerätehaus für eine Stützpunktfeuerwehr nicht zu klein ausgefallen sei. Wie dem auch sei, endlich konnten alle Fahrzeuge, auch der im Januar 1967 erhaltene Schlauchreservewagen, in einem Gebäude untergebracht werden.


Interne Querelen dürften mit dazu beigetragen haben, dass sich der Neubau so lange hinzog. Zum 1. Februar 1967 legte Hans Haas sein Amt als Kommandant nieder. In einer der betrüblichsten Generalversammlungen der Scheinfelder Feuerwehr am 4. März desselben Jahres, wurde Hans Haas, trotz seiner öffentlich vorgetragenen Rücktrittsabsichten, wiedergewählt, nachdem sich die Feuerwehr bereiterklärt hatte, ihm ein monatliches Fixum für seine Verdienstausfälle zu bezahlen, da die Stadt eine Übernahme dieses Betrages verweigert hatte. Daraufhin nahm Haas die Neuwahl an, um einen Tag später endgültig abzudanken. Eine Entschädigungszahlung aus der Feuerwehrkasse war für ihn nicht zu ertragen. Gleichzeitig trat er ganz aus der Feuerwehr aus und stellte seinen Posten als Kreisbrandmeister zur Verfügung. In einer einen Monat später angesetzten Kommandantenneuwahl wurde der bisherige zweite Kommandant, Robert Hügelschäfer, zum neuen Kommandanten gewählt. Neben gelegentlichen Alarmierungen an die Autobahn stellten Scheunen- und Stallbrände weiterhin den größten Anteil bei den Einsätzen. Im August 1965 brannten wegen eines defekten Häckslers zwei Scheunen und Stallungen in Lerchenhöchstadt nieder. Bei der Brandbekämpfung bewährte sich das neue Tanklöschfahrzeug, das zusammen mit der Neustädter Wehr im Pendelverkehr Wasser herbeischaffte. Feuerwehren aus dreizehn Gemeinden wurden im Juni 1966 nach Burghaslach beordert, wo ein Blitzschlag eine Scheune in Brand setzte. Sie konnten zwar das Übergreifen des Feuers auf das Wohnhaus verhindern, je zwei Scheunen, Vieh- und Schweineställe brannten aber ab. Eine größere Katastrophe verhinderte die Feuerwehr bei einem Großbrand im Dezember 1966 in Markt Bibart, als inmitten des Ortes ein Feuer ausgebrochen war, das zahlreiche Scheunen, Stallungen und sonstige Nebengebäude vernichtete. Brandstiftung war die Ursache für einen weiteren Großbrand, diesmal in Neustadt a. d. Aisch im Juni 1969. Dabei wurden drei Scheunen völlig zerstört und zwei Wohnhäuser stark beschädigt. Dank der vorbildlichen Zusammenarbeit der Feuerwehren aus Neustadt/ Aisch, Scheinfeld, Emskirchen und Wilhermsdorf konnte ein weiteres Übergreifen des Feuers auf Nachbargebäude verhindert werden. Kommandant Hügelschäfer setzte sich in den folgenden Jahren sehr für die Ausbildung und Schulung der Scheinfelder Feuerwehrmänner ein. Neben den regelmäßigen Leistungsprüfungen besuchten immer mehr Feuerwehrmänner die Feuerwehrschule in Würzburg, um beispielsweise zum Maschinisten oder für Führungspositionen ausgebildet zu werden. Großübungen im Rahmen der Brandschutzwoche sollten die Zusammenarbeit mit Nachbarwehren verstärken. Besonders aber lag häufig die Kameradschaft innerhalb der Feuerwehr im Argen. Die Übungen waren überdies oft mäßig besucht. Trotz zahlreicher Appelle und Zwangsausschlüsse, was die Zahlung der Feuerschutzabgabe zur Folge hatte, blieb dieses Problem, das in jeder Feuerwehr mehr oder weniger anzutreffen ist, unlösbar. An dem Zustand änderten auch die alljährlichen zweitägigen Ausflüge nichts.

Nach 96 Jahren revidierte man die Feuerwehrsatzung von 1873 und beschloss am 27. Januar 1969 eine neue Satzung, die sich an einer Mustersatzung für die bayerischen Feuerwehren orientierte. Am 3. März 1970 stimmte der Stadtrat dem Erwerb eines neuen Feuerwehrautos zu. Im Mai 1972 konnten Feuerwehrmitglieder das neue schwere Löschfahrzeug (LF 8/TS) in Ulm abholen. Ab Januar 1972 stattete der Landkreis Scheinfeld die Feuerwehren Scheinfeld, Iphofen und Burghaslach mit Funkgeräten aus. Im November 1973 genehmigte der Scheinfelder Stadtrat das Geld für die Kosten einer Funkalarmierung. Im Mai 1974 begann eine Diskussion um die Notwendigkeit der Anschaffung einer Drehleiter, da die zunehmende Zahl höherer Häuser in der Stadt diese erfordern würde. Zu einer raschen Anschaffung, etwa einer DL 30, konnte sich die Stadt nicht durchringen. Erst 10 Jahre später nahm die Feuerwehr eine mechanische 18 Meter Anhängeleiter in Empfang. Mitte der 70er Jahre war das Verhältnis zwischen Feuerwehr und Stadt abermals gespannt. Mehrere Entwicklungen führten zu der Verhärtung: Zum einen fühlte sich die Feuerwehr, in Anbetracht der sinkenden Mitgliederzahlen ( Juli 1974: 64 aktive und 42 passive Mitglieder), zu wenig bei der Werbung um neue Feuerwehrleute unterstützt. So beklagte der Kommandant im Juli 1974, dass die Stadt keinerlei finanzielle Unterstützung für Werbemaßnahmen gewährte; ferner sei auch kein städtischer Arbeiter Mitglied der Feuerwehr. Zum anderen konfrontierte die Feuerwehrleitung im November 1975 die überraschten Stadträte mit einem Klagebrief, in dem sie ihren Rücktritt für den Fall ankündigte, dass auch in Zukunft die vermeintliche Vernachlässigung von Seiten der Stadt andauere. Speziell wurde die dringende Anschaffung von Pressluft-Atemschutzgeräten gefordert. In diesem Punkt erhielt die Scheinfelder Feuerwehr im Januar 1976 vom Kreisbrandrat Schützenhilfe. Der Stadtrat reagierte auf die herbe Kritik mit Empörung und hielt sie für übertrieben und ungerechtfertigt. Zu einem weiteren Konflikt kam es im April 1977 mit der Freiwilligen Feuerwehr Schwarzenberg- Klosterdorf. Zehn Jahre vorher, am 13. Januar 1967, hatten sich beide Feuerwehren auf einen bedingten Zusammenschluss geeinigt. Dabei blieb der Verein „Freiwillige Feuerwehr Schwarzenberg- Klosterdorf“ selbständig, jedoch sollten beide Feuerwehren im technischen Bereich eine Einheit bilden. Die einzelnen Löschgruppen unterstanden in Klosterdorf einem eigenen Kommandanten. Ausgelöst durch einen Brief des Scheinfelder Kommandanten, der rechtliche Bedenken über diese „Konstruktion“ vorgebracht hatte, entstand 1977 ein Streit, der sich in der Jahreshauptversammlung entlud. Dort verteidigten die Klosterdörfer ihre Eigenständigkeit, so dass den Scheinfeldern nichts anderes übrigblieb, als einen eigenen Feuerwehrverein zu gründen, dessen Vorsitzender Peter Korn wurde.

Ende der 70er Jahre setzte eine zunehmende Diskussion um ein neues, größeres Feuerwehrgerätehaus ein. Mit der Aufstockung des Fahrzeugparks und der Zunahme von technischen Geräten wurde das 1968 eingeweihte Gerätehaus rasch zu klein. Fehlende Sanitär- und Schulungsräume, keine ordentlich ausgerüstete Werkstatt für die zahlreichen Reparaturen, die vor allem für die kleineren Nachbarwehren ausgeführt werden mussten, kein eigener Atemschutzraum - dies alles machte einen großzügigeren Neubau unumgänglich. Von einer ursprünglich geplanten Erweiterung des Feuerwehrgerätehauses sah man 1981 bei der Stadtverwaltung ab. Man plante einen völligen Neubau auf einem ab 1983 verfügbaren Gelände an der alten Bamberger Straße, aber bereits bei der Jahreshauptversammlung im März 1982 stand fest, dass frühestens 1984 ein Neubau errichtet werden kann. Erst am 29. April 1985 genehmigte der Stadtrat den Plan für einen Neubau an der Karl- Lax Straße. Mit ihm wurde die Stadt den Bedürfnissen ihrer Stützpunktfeuerwehr weitgehend gerecht. Das neue Gebäude umfasst eine Wohnung für den Hausmeister, einen großen Unterrichtsraum, eine Feuerwehreinsatzzentrale, eine große Fahrzeughalle mit Schlauchwaschanlage und Waschhalle, großzügige Sanitäranlagen und ein Umkleideraum, ferner eine eigene Werkstatt und einen separaten Atemschutzraum. Im Sommer 1987 konnte das neue Gebäude von der Feuerwehr bezogen werden. Damit hat die Freiwillige Feuerwehr Scheinfeld nach langen Jahren mit provisorischen und viel zu mangelhaften Unterkünften endlich ein ihr angemessenes Haus erhalten. Nach 12-jähriger Tätigkeit als Kommandant legte Robert Hügelschäfer im März 1979 bei einer Jahreshauptversammlung sein Amt nieder. Nachfolger wurde Heinrich Simon. Erstmals seit längerer Zeit konnte man in Scheinfeld wieder jugendlichen Nachwuchs in die Reihen der Wehr aufnehmen und ausbilden. Die Jugendlichen stellten sich ausnahmslos der Jugendleistungsprüfung. Den ersten Einsatz mit technischer Hilfeleistung hatte die Feuerwehr Scheinfeld am 29. Februar 1980 in Herpersdorf, wo ein PKW am Ortseingang ins Schleudern gekommen und mit der Breitseite auf einen steinernen Gartenpfosten geprallt war, der durch die Frontscheibe ins Wageninnere ragte. Die Fahrerin war im Fahrzeug eingeklemmt. Nach Lösen des PKW vom Gartenpfosten konnte die Fahrerin aus ihrer misslichen Lage befreit und dem Rettungsdienst übergeben werden. In der Folgezeit häuften sich die Einsätze mit technischer Hilfeleistung. In vielen Fällen konnte die FF Scheinfeld den eingeklemmten Personen rasche Hilfe leisten. Aber es gab auch Tote zu beklagen. Ende 1982 brannte in Scheinfeld das Kino bis auf die Grundmauern nieder. Man konnte ein Übergreifen auf Nachbargebäude verhindern, das Kino wurde jedoch komplett zerstört und seit dieser Zeit existiert in Scheinfeld kein Kino mehr. Bei Schauvorführungen, z. B. dem Tag der offenen Tür, wurde immer wieder um Nachwuchs für die Feuerwehr geworben. 1982 wurde die Jugendfeuerwehr Scheinfeld erstmals gegründet.


Kapitel 5
Die Entwicklung bis zur Gegenwart

Als erste Feuerwehr im Landkreis Neustadt/Aisch - Bad Windsheim führte die Feuerwehr Scheinfeld die Ausbildung nach der neuen bundesweiten Feuerwehrdienstvorschrift 2 im Jahre 1985 ein. Diese Ausbildung nahm in den folgenden Jahren einen immer größeren Raum ein, welche Löschmeister Franz Hufnagel, der selbst an der Feuerwehrschule Würzburg die Qualifikation zur Ausbildung bei einem Lehrgang erworben hatte, federführend am Ausbildungsstandort Scheinfeld übernahm. Einen Wechsel gab es zu dieser Zeit an der Spitze der Feuerwehr Scheinfeld: Zum neuen Kommandanten wählte die Mannschaft den bisherigen Stellvertreter Gerhard Knöchlein. Auch ein Wechsel an der Vereinsspitze war zu verzeichnen. Aus beruflichen Gründen trat Peter Korn zurück. Neuer Vorsitzender wurde Heinrich Teufel. Ende 1986 plante man auf Vorgabe des Landesamtes für Brand- und Katastrophenschutzes die Beschaffung eines Rüstwagen (RW 2) für die Stützpunktwehr Scheinfeld. Er konnte aber aus finanziellen Gründen erst im Jahr 1991 im Herstellerwerk abgeholt und in Dienst gestellt werden. Ende 1987 musste Kommandant und Kreisbrandmeister Gerhard Knöchlein aus gesundheitlichen Gründen sein Amt niederlegen. Neu gewählt wurden der bereits als Kreisbrandmeister fungierende Franz Hufnagel. Anfang 1988 konnte als Pilotprojekt ein Computer in Betrieb genommen werden. Maßgeblich beteiligt und tätig dafür war der frühere Vorsitzende Peter Korn.

Den wohl größten Einsatz in ihrer Geschichte hatte die FF Scheinfeld am 25. März 1988 zu verzeichnen. In einem Chemiebetrieb der u. a. auch Kaltreiniger aus Kfz-Werkstätten durch Destillation regenerierte, brach um 10.23 Uhr durch einen Defekt in der Destillationsanlage mit nachfolgendem Auslaufen von Thermo-Öl ein Brand aus, der sehr rasch um sich griff und einen großen Teil des Betriebes erfasste. Trotz Vornahme eines Schaum- und eines B-Rohres war die Ausbreitung des Feuers nicht aufzuhalten. Es erfasste auch einen Stapel von 200 l Fässern. Als nachteilig machte sich vor allem der Löschwassermangel bemerkbar. Der Tank des TLF 16 war binnen kürzester Zeit leer und vom nächstgelegenen Unterflurhydranten (Stichleitung!) konnten nur 500 l/min entnommen werden. Dies reichte nicht aus, um die eingesetzten Rohre laufend zu versorgen. In den darauffolgenden Jahren konnte von der Stadt die Ringleitung geschlossen und dadurch die Wasserversorgung deutlich verbessert werden. Nach Eintreffen des Löschfahrzeuges und des Schlauchwagens an der Brandstelle, wurden von dem ca. 500 m entfernten Bach Scheine nacheinander zwei B-Förderleitungen verlegt, wobei die FF Markt Bibart an der Saugstelle zum Einsatz kam. Die dritte Förderleitung verlegte der mit dem Löschzug der FF Neustadt/Aisch eingetroffene Schlauchwagen zusammen mit der FF Sugenheim. Nach und nach konnten weitere B- und C-Rohre eingesetzt werden. Dies war auch nötig, da der 200 l Fass-Stapel gekühlt werden musste, weil immer wieder Fässer durch Explosion emporgerissen wurden und eine nicht unerhebliche Gefahr für die eingesetzten Feuerwehrleute bestand. Über der Brandstelle stand ein riesiger Rauchpilz, der zuerst in nördliche Richtung, später in nordwestliche Richtung zog. Aus Sicherheitsgründen mussten die Grund- und Hauptschule, das Gymnasium, sowie ein größeres Gebäude in der Würzburger Straße vorsorglich evakuiert werden. Nachdem der Brand mit Wasser allein nicht zu löschen war, ließ Kreisbrandrat Schneller die Feuerwehren aus Bad Windsheim und Uffenheim mit Schaum-Wasser- Werfern nachalarmieren. Gleichzeitig wurde alles verfügbare Schaummittel aus Bad Windsheim, Neustadt/ Aisch und Scheinfeld nachgefordert. Durch den Einsatz der beiden Schaum-Wasser-Werfer konnte gezielt von zwei Seiten Schaum auf den brennenden Fassstapel (überwiegend Benzin und Petroleum) aufgebracht werden und eine deutliche Löschwirkung erzielt werden. Gegen 13:15 konnte „Feuer unter Kontrolle“ gemeldet werden, wobei der Einsatz damit lange nicht beendet war. Insgesamt wurden ca. 1.000 l Schaummittel verbraucht. Nach dem „Terma-Brand“ wurde auch für die Feuerwehr Scheinfeld ein Schaum-Wasser-Werfer beschafft, um bei ähnlichen Bränden größere Mengen Wasser oder Schaum mit entsprechender Wurfweite einsetzen zu können. Wie sich bei späteren Untersuchungen herausstellte, waren im Brandrauch nur geringe Mengen an Schadstoffen enthalten. Dies zeigten auch Bodenproben. Das Löschwasser staute die FF Scheinfeld auf dem Betriebsgelände auf. Nach dem Einsatz mehrerer Tragkraftspritzen mit Entnahme aus den Kanalschächten wurde es im „Kreislaufverfahren“ wiederverwendet. Nachdem der Verdacht bestand, dass es chemisch belastet sein könnte, wurde es in den Tagen danach mit Tankfahrzeugen nach Markt Bibart gebracht und in Kesselwagen der Bundesbahn zwischengelagert. Bei Untersuchungen stellte sich heraus, dass das Löschwasser keine schädlichen Substanzen enthielt. Es konnte über die örtliche Kläranlage entsorgt werden. Die Feuerwehr konnte bei dem Einsatz verhindern, dass mehrere Salzsäuretanks im Eingangsbereich des Betriebes in Mitleidenschaft gezogen wurden. Von den ca. 1.000 gelagerten Fässern sind nur etwa 450 verbrannt. Ein derartiger Einsatz stellte die eingesetzten Feuerwehren bei ungünstigen Witterungsverhältnissen (während des Einsatzes regnete es zeitweise sehr heftig) vor eine Vielzahl von gleichzeitig notwenigen Aufgaben, da neben der Brandbekämpfung noch Ölsperren aufgebaut werden mussten. Der Brand beschäftigte noch Wochen danach Stadt, Landratsamt und weitere Behörden. Fast täglich konnte man der Presse Berichte, Leserbriefe und Kommentare entnehmen.

Was in einer gemeinsamen Übung der FF Scheinfeld und den Stadtteilwehren im September 1989 noch geprobt wurde, ereignete sich einen Monat später als Ernstfall: Ein amerikanischer Kampfhubschrauber berührte bei Langenfeld eine Starkstromleitung und stürzte ab. Die beiden Besatzungsmitglieder waren beim Eintreffen der Freiwilligen Feuerwehren aus Scheinfeld, Langenfeld, und Neustadt/ Aisch bereits tot. Mit dem Schaum-Wasser- Werfer wurde der brennende Hubschrauber abgelöscht. Eine Reihe von Einsätzen in und um Scheinfeld er- forderte der Anfang Februar wütende Sturm „Wibke“. Weitere Einsätze verzeichnete man im Jahr 1990 bei Wohnhaus- und Scheunenbränden, Mähdrescher- und Feldbränden sowie Verkehrsunfällen, die immer häufiger den Einsatz von technischer Hilfeleistung verlangten. Ende 1990 konnte das alte Löschfahrzeug (Opel-Blitz, Baujahr 1949) restauriert werden, es erstrahlt seitdem in neuem Glanz und wird hin und wieder bei Festlichkeiten vorgestellt. Nach erneut längerer Flaute im Bereich des Nachwuchses, wurde 1990 eine große Werbeaktion gestartet, bei der jeder Jugendliche im Stadtgebiet ab dem 14. Lebensjahr angeschrieben wurde. Bis zum Jahresende konnte so zunächst eine kleine Gruppe von rund 10 Jugendlichen für die Jugendfeuerwehr gewonnen werden. Durch Mundpropaganda unter den Jugendlichen konnte die Zahl in den Folgejahren auf bis zu 25 Mitglieder erhöht werden. Am 29. Februar 1992 erfolgte dann die offizielle Gründung einer Jugendfeuerwehr mit ordentlicher Satzung nach dem Muster der Deutschen Jugendfeuerwehr. Das große Engagement der Mädchen und Jungen wurde mit einer stattlichen Anzahl an Pokalen belohnt, welche bei diversen Veranstaltungen erkämpft wurden. Die Ausbildung Truppmann/Truppführer für Feuerwehren aus Scheinfeld und Umgebung nahm in der Folgezeit einen immer größer werdenden Stellenwert ein. Sie ist auch als Voraussetzung für den Gruppenführer und weitere Lehrgänge notwendig. Auf Landkreisebene werden in Scheinfeld seit einigen Jahren die Maschinisten zentral ausgebildet. Ende 1992 konnte die FF Scheinfeld von der Feuerwehrschule Würzburg eine gebrauchte Drehleiter (DLK 23-12) erwerben, welche die bis dahin eingesetzte Anhängeleiter ersetzte. Sie wurde im Beisein des Bayerischen Innenministers Günter Beckstein übergeben und zusammen mit dem vom Landkreis Neustadt/Aisch - Bad Windsheim beschafften Schlauchwagen (SW 2000) im Mai 1993 eingeweiht. Das Jahr 1994 geht in die Geschichte der FF Scheinfeld als Jahr der Toten ein. Bei mehreren Verkehrsunfällen binnen weniger Wochen, gab es keine Rettung mehr für die Insassen der jeweiligen Fahrzeuge. Sie konnten nur noch tot geborgen werden, was eine erhebliche psychische Belastung für die eingesetzten Feuerwehrleute darstellte. Im Januar 1995 hatten die Feuerwehren in und um Scheinfeld mit einem großen Hochwasser zu kämpfen. Unter anderem musste während des über 24-stündigen Einsatzes in der Würzburger Straße ein 1 Meter hoher Damm aufgeschüttet und einige hundert Sandsäcke gefüllt werden. Auf der Jahreshauptversammlung im März 1995 stellte der bisherige Kommandant und Kreisbrandinspektor Franz Hufnagel sein Amt zur Verfügung. Zum neuen Kommandanten wählten die Aktiven der FF Scheinfeld Andreas Schick. Nachdem das bisherige Tanklöschfahrzeug das stattliche Alter von 30 Jahren erreichte, und die Ersatzteilbeschaffung für die Pumpe zunehmend Schwierigkeiten bereitete, die Stadt aber finanziell nicht in der Lage war eine Neuanschaffung zu tätigen, beschaffte man als Übergangslösung für geplante sieben bis zehn Jahre, ein 19 Jahre altes Tanklöschfahrzeug zum Ersatz. Dieses wurde in wochenlanger Arbeit von den Gerätewarten auf Hochglanz gebracht und nach den technischen Anforderungen umgebaut, bevor es Anfang Oktober 1995 offiziell in Dienst gestellt werden konnte. Eine Scheune und mehrere landwirtschaftliche Nebengebäude wurden im August 1996 mitten im Ortskern von Scheinfeld ein Raub der Flammen. Die Feuerwehren konnten jedoch ein Übergreifen auf Nachbargebäude bei diesem Großeinsatz verhindern. Drei Tote forderte ein Tiefbauunfall im August 1998 in der Nähe von Stierhöfstetten. Die Arbeiter, die an einer Kanalbaustelle beschäftigt waren, wurden durch nachrutschendes, schweres, lehmiges Erdreich verschüttet. Sie konnten von der Feuerwehr Scheinfeld nur noch tot geborgen werden.


Erstmals im Landkreis wurde bei der Jahreshauptversammlung im März 1999 eine Frau als Vereinsvorsitzende gewählt - Monika Schalk übernahm dieses Amt von Herbert Herbstsommer. Insgesamt stieg die Zahl der aktiven Mitglieder auf 82, davon mehrere Frauen und eine Reihe von Jugendlichen. Personell war die FF Scheinfeld gut gerüstet. Auch fahrzeugmäßig stand sie zu diesem Zeitpunkt gut da. Man verfügte über einen Einsatzleitwagen (VW-Bus), ein Tanklöschfahrzeug (TLF 16/25), ein Löschfahrzeug (LF 8/II), einen Rüstwagen (RW 2), eine Drehleiter (DLK 23-12), einen Schlauchwagen (SW 2000) sowie einen Mehrzweckanhänger. Vom aufgelösten Katastrophenschutz konnte die FF Scheinfeld einen VW-Bus sowie einen Anhänger übernehmen. 1999 konnte die Feuerwehr Scheinfeld, wie die meisten anderen größeren Feuerwehren des Landkreises, neue Schutzkleidung nach der damals neu eingeführten Normung in Empfang nehmen. Die Umstellung vom alten „Bayern 2“-Anzug, auf die in dunkelblau gehaltenen und mit reflektierender Bestreifung ausgestatteten „Bayern 2000“-Anzüge bestehend aus Hosen, Jacken und Überjacken war nötig, da die Anforderungen stetig strengeren Vorgaben und Maßstäben zur Sicherheit der Einsatzkräfte gerecht werden mussten. Vor allem im Bereich des Schutzes von Atemschutzgeräteträgern wurden in dieser Zeit enorme Fortschritte gemacht, so dass diese auch mit feuerfesten Kopfschutzhauben aus Nomex ausgestattet wurden. Nachdem die angeordnete Einsatzbereitschaft in der Nacht des Jahrtausendwechsels glücklicherweise ohne größere Vorkommnisse vonstattenging, kam recht unerwartet ein größerer Einsatz aus ganz anderer Richtung auf die Kameraden aus Scheinfeld und dem restlichen Mittelfranken zu. Während eine Abordnung von Scheinfelder Feuerwehrleuten beim Neujahrsempfang der Stadt Scheinfeld in der Wolfgang-Graf-Halle dem Programm folgte, erhielt der ebenfalls anwesende Kreisbrandrat Franz Hufnagel einen Anruf, bei dem es um die Anfrage zur Unterstützung bei der Bewältigung des Sturmschadens in der Partnerregion „Corrèze“ in Frankreich ging. Hier hat kurz vor Weihnachten der Sturm „Lothar“ für massive Verwüstung gesorgt und ganze Waldstriche wie Streichhölzer umgeknickt. Hierdurch waren zum Zeitpunkt der Anfrage noch unzählige Dörfer von der Außenwelt abgeschnitten, Strom- und Telefonverbindungen unterbrochen und Straßen blockiert. Bereits in der folgenden Nacht war eine Truppe mit 10 Feuerwehrleuten aus Scheinfeld zusammen mit anderen aus dem Landkreis Neustadt a. d. Aisch / Bad Windsheim auf dem Weg zum Flughafen Nürnberg, um zusammen mit dem Mittelfränkischen Kontingent nach Frankreich geflogen zu werden. Es konnte in den folgenden Tagen vielen Menschen geholfen werden, was sich in großer Dankbarkeit durch die Bevölkerung ausdrückte und auch in der Presse für ein äußerst positives Bild unserer Feuerwehrleute sorgte. In den Folgejahren sollte dies nicht der letzte überregionale Einsatz gewesen sein. So war im Jahr 2002 eine Mannschaft in Sachsen zur Hochwasserbewältigung, im Jahr 2005 in Vorbereitung zum Hochwassereinsatz im Allgäu und im Jahr 2006 bei der Schneekatastrophe in Bayerisch-Eisenstein, um Dächer von den extremen Schneelasten zu befreien und Bachläufe für die anstehende Schneeschmelze vorzubereiten.

Im Jahr 2002 wurde Andreas Schick, welcher zu diesem Zeitpunkt bereits das Amt des Kreisbrandinspektors für den Abschnitt B innehatte, von Dominic Treuheit als Kommandant und Daniel Weber als dessen Stellvertreter abgelöst. Nachdem das alte LF8/II (Magirus, Baujahr 1976) aufgrund von fehlenden Ersatzteilen nicht mehr voll einsatzbereit war und auch technisch nicht mehr den Anforderungen der Scheinfelder Wehr gewachsen war, wurde hier eine Ersatzbeschaffung vom Stadtrat beschlossen. Das Fahrzeug vom Typ LF 16/12 mit einem Aufbau der Firma Ziegler auf Mercedes Benz Fahrgestell, wurde vorwiegend auf Einsätze der technischen Hilfeleistung zugeschnitten und konnte 2003 eingeweiht werden. Auch organisatorisch gab es diverse Umstellungen im Betrieb der Scheinfelder Feuerwehr. War es bis dato üblich, dass alle vorhandenen Fahrzeuge besetzt und zur Einsatzstelle fuhren, wurde eine Ausrückeordnung durch die Führung erarbeitet, wonach nur noch die für den jeweiligen Einsatz vom Kommandanten als erforderlich betrachteten Fahrzeuge ausrücken durften. Dies hatte zur Folge, dass nicht mehr alle Kameraden, welche nach einer Alarmierung am Feuerwehrhaus eintrafen, auch tatsächlich zum Einsatz kamen. Nach kurzer Umgewöhnungsphase wurde diese Veränderung in der Mannschaft jedoch breit akzeptiert und sollte sich noch gut zehn Jahre später, mit Einführung der Alarmierung durch die Integrierte Leitstelle, als zukunftweisend herausstellen. Mit der Einführung der Feuerwehrdienstvorschrift FwDV 7 mit einigen gravierenden Änderungen im Bereich des Atemschutzes bei den Feuerwehren, stieg der Wartungs- und Prüfaufwand massiv. Es wurden Standorte im Landkreis gesucht, welche neben der bereits existierenden Atemschutzwerkstatt mit Übungsstrecke in Bad Windsheim, sogenannte Atemschutzpflegestellen einrichten. Kreisbrandrat Franz Hufnagel lag viel daran, dass seine Heimatfeuerwehr hier mit gutem Beispiel voranging. Nach längerer Planungsphase und Investitionen im mittleren fünfstelligen Bereich, konnte zum 1. Januar 2005 die erste Atemschutzpflegestelle im Landkreis bei der Feuerwehr Stadt Scheinfeld ihren Betrieb aufnehmen. Die erste große Feuertaufe für diese neue Einrichtung ließ nicht lange auf sich warten. In der Nacht vom 6. Februar 2005 brannte in der Langen Gasse der Dachstuhl eines zweistöckigen Hauses lichterloh. Erschwert wurden die Löscharbeiten, die sich bis in die Morgenstunden hinzogen, durch die beengten Verhältnisse, die dichte Bebauung und die Minusgrade, welche zu Glätte und teilweise gefrorenen Armaturen führte. Kaum war der Brand gelöscht, wurde die Feuerwehr Scheinfeld im Morgengrauen in ein Spanplattenwerk nach Markt Bibart gerufen. Hier war es zu einer heftigen Explosion mit einem Brand in der Trockenanlage gekommen. Ende 2005 ist nach kurzer schwerer Erkrankung, der langjährige Kreisbrandrat und Scheinfelder Feuerwehrmann, Franz Hufnagel verstorben. Er hatte in seiner Feuerwehrlaufbahn viel für die Feuerwehren und das Feuerwehrwesen erreichen können und war aufgrund seiner fachlichen Kompetenz hoch angesehen. Zu seiner Trauerfeier kamen einige Hundert Feuerwehrleute aus dem gesamten Landkreis nach Scheinfeld um ihn gebührend zu verabschieden.

Bei der Jahresinspektion der Drehleiter im Jahr 2008, wurde ein Rahmenbruch festgestellt. Dieser konnte zwar notdürftig gerichtet werden, was den notwendigen Ersatz für das Fahrzeug aus dem Jahr 1978 jedoch unausweichlich machte. Nach langwierigen Debatten wurde vom Stadtrat die Beschaffung einer neuen Drehleiter im Wert von knapp 550.000 Euro beschlossen. Das Neufahrzeug des Typ DLA-K 23/12 der Firma Metz, konnte letztlich im Sommer 2010 in Dienst gestellt werden.


Im Bereich des Vereinswesens wurde an einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 27. August 2010 eine neue Satzung verabschiedet. Diese ebnete den Weg, den Feuerwehrverein am 2. November 2010 im Vereinsregister beim Amtsgericht Fürth unter der Nr. VR 200521 als „Freiwillige Feuerwehr Stadt Scheinfeld e. V.“ eintragen zu lassen.

Ein Großereignis ganz besonderer Art fand vom 23. bis 25. Juni 2011 in Scheinfeld statt. Die Feuerwehr der Stadt Scheinfeld richtete als erste Feuerwehr im Regierungsbezirk Mittelfranken den Landes-Jugendfeuerwehrtag aus, welcher damals zum 9. Mal stattfand und die bayerischen Ausscheidungen für den Deutschen-Jugendfeuerwehrtag bildete. Insgesamt waren die 30 besten Jugendfeuerwehr- Mannschaften aus allen Regierungsbezirken angereist, um sich beim Bundeswettbewerb gegenseitig zu messen. Abgerundet wurde das Spektakel, bei dem insgesamt rund 800 Personen über drei Tage zu versorgen waren und wofür eine eineinhalb jährige Planungsphase nötig war, durch ein buntes Rahmenprogramm. Den Abschluss bildete die Delegiertenversammlung der Jugendfeuerwehr Bayern mit 150 Teilnehmern in der TSV-Halle.

Ab dem 08. November 2011 wurden alle Rettungsdienste und Feuerwehren aus der Stadt und dem Landkreis Ansbach, sowie aus dem Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim durch die neue Integrierte Leitstelle (ILS) für Feuerwehr und Rettungsdienst gesteuert. Die Integrierte Leitstelle Ansbach ging dann am 23.11.2011 mit der Zuschaltung der Notrufnummer 112 in den Vollbetrieb. Dies bedeutete für die Feuerwehren auch eine gewisse Veränderung des Einsatzgebietes und auch eine veränderte Alarmierungskette.

2013 konnte mit der Übernahme eines neuen LF 20 (Ziegler / MAN) das als Übergangslösung und ehemals gebraucht gekaufte TLF 16/25 (Magirus) im Alter von nunmehr fast 35 Jahren ausgemustert werden. Das neue Fahrzeug hatte viel moderne Techniken an Bord, was die Arbeit und den Personalbedarf für die Zukunft verbessern sollte. Das Fahrzeug mit dem Fokus auf die Brandbekämpfung hat zusätzliche Ausrüstung für Unwetterlagen (Schmutzwasserpumpe, Tauchpumpe, Wassersauger, Motorsäge etc.) und zur Errichtung eines Platzes für einfache Dekontamination an Bord. Am 1. März 2015 ging der Digitalfunk für die Feuerwehren des Landkreises in den Regelbetrieb. Vorangegangen war eine rund zweijährige Vorbereitungsphase mit Schulungen und einer Testphase. Für die Feuerwehr Scheinfeld und die Stadtteilwehren musste, trotz hoher Förderung durch den Freistaat, eine fünfstellige Summe in die Ausstattung aller Feuerwehren mit Digitalfunkgeräten investiert werden.

Nachdem die bis dato verwendete Schutzkleidung bereits 18 Jahre genutzt und weitgehend verschlissen war, gab es zunehmend Probleme mit den eingearbeiteten Schutzmembranen, was die Kleidung letztlich untauglich machte. Ende 2017 erfolgte trotz der hohen Kosten von rund 70.000 Euro, der dringend nötige Austausch. Vorangegangen waren ein Auswahlprozess und Tests verschiedener Jacken und Hosen diverser Anbieter. Letztlich hat man sich für eine weithin gut sichtbare Variante in Rot und leuchtendem Gelb entschieden. Hierdurch konnte die Sicherheit der Feuerwehrleute im Bereich der Schutzanzüge auf den aktuellen Stand der Technik gebracht werden. Bereits ein Jahr zuvor wurden für die Stützpunkt- und alle Stadtteilwehren neue Helme und Schutzhandschuhe beschafft, um auch hier den aktuellen Anforderungen und auch den Vorgaben der Unfallversicherer gerecht zu werden.

Durch die stetig wachsenden Anforderungen und die damit einhergehende Erweiterung der Ausrüstung, war das mittlerweile über 30 Jahre alte Feuerwehrhaus erneut an seine Grenzen gestoßen. Über die Jahre hinweg wurde die Nutzung der verschiedenen Räumlichkeiten des Öfteren den Anforderungen angepasst, jedoch brachte dies jeweils nur kurzfristig Entlastung. Um die Situation etwas zu entlasten, wurde nach vielen Jahren Verzögerung, im Jahr 2016 durch den Stadtrat der Bau einer Halle für Bauhof und Feuerwehr am aktuellen Standort beschlossen. Diese beherbergte zwei Stellplätze für die Feuerwehr, die durch das Land Bayern mit knapp 60.000 € gefördert wurden. Noch während der Planungsphase hat der Landkreis ein geändertes Fahrzeugkonzept für seine Fahrzeuge vorgestellt, welches auch den in Scheinfeld stationierten Schlauchwagen betraf. Es sollten die in den Städten Bad Windsheim, Neustadt und Scheinfeld stationierten Fahrzeuge des Landkreises durch Wechselladerfahrzeuge mit entsprechenden Containern ersetzt werden. Hierdurch wurde eine Stellplatztiefe von 12,5 m anstatt der bislang vorhandenen 10 m und eine Durchfahrtshöhe der Hallentore von 4,5 m benötigt, woraufhin man sich in Scheinfeld entschied, die fortgeschrittene Planung für die Halle entsprechend anzupassen. Die Platz- und Stellplatzsituation konnte dies jedoch nur geringfügig entspannen. Nach wie vor mussten Stellplätze mehrfach besetzt werden, was immer wieder zu größeren Problemen führte. Bis Ende 2018 verfügte die Feuerwehr der Stadt Scheinfeld über einen Kommandowagen, einen Mannschaftstransportwagen, zwei Löschgruppenfahrzeuge (LF 16/12 und LF20), eine Drehleiter (DLA-K 23/12), einen Rüstwagen (RW2), einen Schlauchwagen (SW 2000), einen Schaum-Wasserwerfer-Anhänger, einen Ölschadenanhänger, einen Tragkraftspritzenanhänger und zwei Mehrzweckanhänger. Weiterhin waren ein Einsatzleitwagen der UG-ÖEL und ein Kommandowagen des Kreisbrandinspektors im Feuerwehrhaus in Scheinfeld untergebracht, welches über 6 Stellplätze und eine Waschhalle verfügte.


Einen großen Brand, bei dem der Löschzug der Feuerwehr Stadt Scheinfeld mit anderen Feuerwehren aus dem gesamten Landkreis eingesetzt war, galt es am 23. und 24. November 2018 in Breitenlohe zu bewältigen. Kurz vor 17 Uhr wurde der Vollbrand einer großen Schreinerei gemeldet. Auch wenn durch den Einsatz bis dato noch nicht betroffene Betriebsteile gerettet werden konnte, wurde dennoch ein Großteil des Betriebs zerstört. Personell war die Feuerwehr in Scheinfeld Ende 2018 mit 70 aktiven Feuerwehrfrauen und -männern gut aufgestellt. Zusammen mit dem Feuerwehrverein hatte man rund 150 Mitglieder. Sorgen bereitete der Führung zu dieser Zeit, wie auch schon so oft zuvor, der Nachwuchs durch die Jugend. Das mangelnde Interesse oder die Bereitschaft sich ehrenamtlich zu engagieren, ließ gerade bei den Jugendlichen zunehmend zu wünschen übrig, was man auch in den meisten anderen Vereinen in Scheinfeld und darüber hinaus beobachten konnte. Zu dieser Zeit verfügte die Stadt Scheinfeld neben der Stützpunktfeuerwehr noch über vier Stadtteilwehren in Burgambach, Kornhöfstadt, Oberlaimbach und Schnodsenbach. Diese waren mit Tragkraftspritzenanhängern und letztere mit einem Tragkraftspritzenfahrzeug ausgerüstet. Im Bereich des Feuerwehrvereines gab es kurz vor dem Jubiläumsjahr noch einen Führungswechsel, nachdem Steve Vollbrecht den Vorsitz abgab. Neuer Vorsitzender wurde Tobias Pellny und sein Stellvertreter Tim Schmitt. Am 1. Juni 2019 feierten Feuerwehr und Feuerwehrverein das 150-jährige Gründungsjubiläum der Feuerwehr in Scheinfeld.

Geschrieben von: Helmut Flachenecker, Robert Hügelschäfer und Dominic Treuheit